Datenschutz -geht das noch?

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Sind wir nicht trotz DSGVO schutzlos (und zumeist auch freiwillig) dem Zugriff ausgesetzt: mit unseren Computern, Handys und all den Fernbedienungen zuhause?

Wieviel Segen, wieviel Fluch haben wir mit der Digitalisierung auf uns geladen? Jahrelang hat mich diese Frage nicht interessiert - jetzt aber ist sie mir mächtig an den Leib gerückt. Schuld ist die "Datenschutz-Grundverordnung"(DSGVO) der EU, die eben in Kraft getreten ist. Unverzeihlich, wie wenig ich mich darum gekümmert habe, wer da in den innersten Raum meiner privaten Lebensführung vordringen konnte - und noch immer kann.

Wann dieses Versagen begonnen hat? Schwer zu sagen. Irgendwann habe auch ich so manche "Apps" auf mein Handy geladen, die sich als Lebenshilfe präsentiert, dahinter aber die Türen zu jeder Art von Datendiebstahl aufgemacht haben. Und bald schon hat auch die Ära der "sozialen Medien" begonnen, die - neben allem Guten -auch einen Verlust an Privatsphäre von ungeahnter Dimension ermöglicht hat.

Mag sein, dass sich meine Hilflosigkeit im Umgang mit der grenzenlosen Welt des Internets am Ende noch als Glücksfall erweist. Dass ich all meine Laptops und Smartphones letztlich meist wie Düsen-Jets verwendet habe, um mit ihnen ein wenig auf der Landepiste auf-und abzurollen. Nicht mehr. Mag auch sein, dass die digitale Verlockung gottlob erst spät in mein Dahinaltern eingebrochen ist.

Trotzdem: Tag für Tag stehe ich jetzt vor kaum zu zählenden Mails, mit denen Institutionen, Vereine, Veranstalter, Firmen usw. versuchen, mir angesichts der europaweiten "Datenschutz-Grundverordnung" die Erlaubnis zu entlocken, auch künftig ihre Infos und Angebote an mich schicken zu dürfen.

Jedes einzelne Mail beweist, wie fahrlässig ich bisher mit meinen Daten umgegangen bin. Wie sehr jeder via Internet gebuchte Urlaub, jedes online gekaufte Buch, jede Rechnung und Spende auch Teil eines Personenprofils ist und etwas über mich aussagt. Und wie erleichternd es ist, dass da letztlich ein Müllberg von Uninteressantem zusammenkommt!

"Achtung, hier wird fotografiert"

Es stimmt schon: Wir Bürger des 21. Jahrhunderts gehören davor geschützt, zum Freiwild für Datensammler aller Art zu werden. Das versucht die neue Verordnung ja auch. Aber geht das überhaupt noch -beim heutigen Stand der Vernetzung? Sind wir nicht trotz allem schutzlos (und zumeist auch freiwillig) dem Zugriff ausgesetzt: mit unseren Computern, Handys und all den Fernbedienungen zuhause?

Die jüngsten Datenskandale zeigen: Was einst "Privileg" von Geheimdiensten war, das können heute Spezialfirmen à la "Cambridge Analytica" millionenfach. Zu viele Einflugschneisen sind längst gelegt.

Anlässlich der "Langen Nacht der Kirchen" hat mich am vergangenen Freitag ein Schild am Kirchentor überrascht: "Achtung, hier wird fotografiert". Eine neue Vorschrift, um sich vor Klagen von Menschen zu schützen, die auf ein Foto geraten sind. Seither frage ich mich, wie nahe Datenschutz und rührende Realitätsferne heute schon beieinanderliegen.

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