Den Rätseln des Lebens auf der Spur

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Der Tiroltag am 20. August steht ganz im Zeichen der Biowissenschaften.

Kein Wunder: Schließlich haben Life Sciences an den Tiroler Universitäten

schon lange Tradition. Und sie gewinnen weiter an Dynamik.

Es tut sich was am Inn - und ganz besonders bei der Erforschung der Geheimnisse des Lebens: Seit Jahren bilden die "Life Sciences", darunter molekulare Biowissenschaften, Biotechnologie, Pharmazie, Medizintechnik und Medizininformatik, erfolgreiche Forschungsschwerpunkte an den drei Tiroler Universitäten. Kein Wunder, dass der Tiroltag am 20. August ganz im Zeichen dieser Forschungsexzellenz - und dem aktiven Transfer des gewonnenen Wissens in die Wirtschaft (siehe unten) - steht.

Die Innovationen können sich tatsächlich sehen lassen - und reichen neuerdings bis China: Erst vor kurzem konnte Professor Günther Bonn vom Institut für Analytische Chemie und Radiochemie der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck gemeinsam mit Rektor Manfried Gantner und Wissenschaftsministerin Elisabeth Gehrer ein neues Biomarker-Zentrum in Peking eröffnen. Das Zentrum, das gemeinsam mit dem Health Science Center der Peking University und dem Eurasia-Pacific Uninet entsteht, ab Herbst seinen Vollbetrieb aufnimmt und von der Stadt Peking finanziert wird, soll neue Erkenntnisse für die Krebsforschung liefern.

Kampf dem Krebs

"Biomarker sind messbare Substanzen von Organismen, etwa Proteine, Enzyme oder Hormone, die im Blutbild erkennbar sind und auf Krankheiten und auch Tumore hinweisen", erklärt Günther Bonn. Am Beginn der gemeinsamen Forschungsarbeit widmen sich die Wissenschafterinnen und Wissenschafter aus China und Österreich dem Leberkrebs, der pro Jahr über eine Million Todesfälle verursacht. In China ist Leberkrebs seit den 1990er Jahren die zweithäufigste Krebsart. In Asien kaum problematisch, jedoch eine der häufigsten Krebsarten in Europa ist der Prostatakrebs. Als Grund für das auffallend geringe Prostatakrebs-Risiko in Asien gelten genetische Unterschiede, aber vermutlich auch die andere Art der Ernährung. Die Forschungen des Biomarker-Zentrums und der Zugang zu den Daten der chinesischen WissenschafterInnen werden Rückschlüsse auf die Ursache dieser Krebsart ermöglichen.

Im Rahmen der Kooperation mit Peking wird es auch einen kontinuierlichen Austausch zwischen Studierenden und Professoren geben. "Das ist eine einmalige Chance, die kein anderes Land je bekommen hat," freut sich Günther Bonn.

150 brillante Köpfe

Diese Chance hat man sich an der Leopold-Franzens-Universität hart erarbeitet: So wurde im Sommer 2004 das "Centrum für Molekulare Biowissenschaften Innsbruck" (CMBI) gegründet. Diese neue integrative und multidisziplinäre Forschungs-und Lehranstalt hat das Ziel, die Struktur, Funktion und Interaktion von biologischen Makromolekülen und von Bestandteilen, die für das Zellwachstum, den Stoffwechsel und die Entstehung von Tumoren relevant sind, zu untersuchen. Insgesamt 150 Forscherinnen und Forscher aus den Fakultäten für Biologie, für Chemie und Pharmazie sowie für Mathematik, Informatik und Physik haben sich zusammengeschlossen. Die Einrichtung eines Doktoratsstudiums im Bereich Molekulare Biowissenschaften sowie eines Doktoratskollegs sind geplant. "Mit unseren vielen renommierten Wissenschafterinnen und Wissenschaftern können wir im internationalen Wettbewerb bestehen", erklärt Klaus Bister, Professor am Institut für Biochemie und Leiter des neuen Centrums. Allein im Jahr 2005 wurde es mit 1,8 Millionen Euro aus dem Uni-Infrastrukturprogramm der Regierung gefördert. Dazu kommen noch eingeworbene Drittmittel von drei Millionen Euro jährlich.

1750 neue Quadratmeter

Und schon steht in Innsbruck ein neues ambitioniertes Projekt bevor: Ab 2007 beginnen die Bauarbeiten für den Neubau des Chemie-und Pharmazie-Instituts sowie der Theoretischen Medizin. Kostenpunkt: 65 Millionen Euro. Mit der Zusammenführung der Naturwissenschaften und den Forschergruppen der Medizinischen Universität am Standort Innrain 80/82 sollen zusätzliche Synergieeffekte erzielt werden. Im neuen, 1750 Quadratmeter großen Universitätsbau des Tiroler Architektenbüros "din a4" (siehe Bild) werden ab 2009 insgesamt 560 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie 1340 Studierende beider Universitäten forschen, lehren und arbeiten. Schon bisher haben viele Forscher beider Unis kooperiert. Professor Lukas Huber, Leiter des Biozentrums an der Medizinischen Universität Innsbruck, sieht mit dem Neubau eine erhebliche Verbesserung der Forschungssituation in Innsbruck: "Gerade die Nähe zur Chemie ermöglicht es, gemeinsam den aktuellen Forschungsansätzen wie Chemogenetics und Proteomics noch besser nachzugehen." Weitere Vorteile liegen laut Huber in der räumlichen Nähe zum Tiroler Krebsforschungsinstitut, zur Klinik und zum Gründerzentrum CAST (Center for Academic Spin-offs Tyrol).

Innovationsschub in Hall

Dem nicht genug werden die beiden Universitäten seit fünf Jahren von einer dritten ergänzt: der UMIT, der vom Land Tirol gegründeten Privaten Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik. 460 Studierende und 110 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben am modernen Universitätscampus des Eduard Wallnöfer-Zentrums für medizinische Innovation in Hall in Tirol eine Heimstatt gefunden. "Über sieben Millionen Euro an Forschungsgeldern konnten in den letzten Jahren akquiriert werden", freut sich Rektor Bernhard Tilg. "Die UMIT finanziert sich heute zu 60 Prozent aus eigener Kraft"

Auch zwei Kompetenzzentren wurden 2001 gegründet: das HITT (Health Information Technologies Tirol) und das KMT (Kompetenzzentrum Medizin Tirol). Zusammen mit der UMIT stellen sie den Nukleus des Medizin-und Gesundheitsclusters Tirol dar, durch den in der Zwischenzeit mehr als 400 Arbeitsplätze geschaffen werden konnten.

"Das Land Tirol hat sich in den vergangenen Jahren sehr um Forschung und Technologieentwicklung bemüht", lautet das positive Resümee von Rektor Bernhard Tilg. "Ich hoffe, dass es dieser Rolle als Initiator und Förderer auch in den kommenden Jahren gerecht wird."

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