Den Zuwanderern verpflichtet

Werbung
Werbung
Werbung

Der kleine W. ist ein lebenslustiger Rabauke der das Glück hat, mehr als das eine verpflichtende Jahr einen Kindergarten besuchen zu können. W., der in Österreich geboren ist, dessen Eltern aber Zuwanderer sind, ist bei den Spielkameraden beliebt. Deren Eltern fällt er als fürsorglich, gerade im Umgang mit jüngeren Kindern, auf. Das pädagogische Team hingegen ist etwas zerrissen. Im Herbst wird W. schulpflichtig, und so sehr man ihm jeden Erfolg im weiteren Leben wünscht: Mit den sprachlichen Defiziten, die er trotz starker Förderung und täglichem Kontakt mit Kindern mehrheitlich deutscher Muttersprache nicht überwinden konnte, seien jahrelange Probleme programmiert.

Dabei verständigt sich W. uneingeschränkt mit seinen Freunden und macht auch jedem Erwachsenen klar, was er will. Er kommt im Alltag gut durch. Aber dass er ab September Tag für Tag dem Unterricht einer beliebigen österreichischen Schule folgen soll, kann man sich kaum vorstellen. Solche Fälle machen traurig. Und wütend.

Denn die Wege zur Vorbeugung bzw. Behebung sind bekannt: Es braucht mehr pädagogische Fachkräfte für alle Bildungsstufen, die (teils) mehr Zeit mit ihren Schützlingen verbringen müssten. Es braucht Lernanreize (statt Strafen) für jene, die nicht mehr schulpflichtig sind, aber die Sprache kaum beherrschen. Und es braucht eine ähnliche Wertschätzung für Migranten, die schon im Land sind - und in der Regel zum Wohlergehen aller beitragen -, wie sie für jene, die mit der berühmten Rot-Weiß-Rot-Card angelockt werden sollen, vorgegeben wird.

Wenn die in vielen Bildungsstätten bereits manifestierte Konzentration schlecht Deutsch sprechender Bürger nicht aufgebrochen wird; wenn die Separation zwischen Österreichern mit und ohne entsprechender Staatsbürgerschaft im Pausenhof und am Arbeitsmarkt weiter gefördert wird: Dann ist mehr als nur diese (wachsende) Minderheit davon bedroht, im "Land am Strome“ bald den Bach runterzugehen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung