Werbung
Werbung
Werbung

Walter Koschatzky, langjähriger Albertina-Direktor, wird 80.

Wer 1962 den Start Walter Koschatzkys als Direktor der Wiener Graphischen Sammlung Albertina miterlebten durfte, konnte ein merkwürdiges Natur-Phänomen beobachten:

Die Beamten des Hauses richteten sich auf wie Blumen, die lange nicht gegossen worden waren. Plötzlich wirkten sie motiviert und voller Initiative. Der neue Direktor hatte wohl Autorität gezeigt, aber vor allem ihre Fähigkeiten angesprochen. Das Haus produzierte im folgenden Vierteljahrhundert nicht nur Ausstellungs-Kataloge, sondern machte wissenschaftlich von sich reden. Nicht, dass es nie Enttäuschungen mit den Mitarbeitern gegeben hätte. Nicht dass der junge Mann aus Graz von der Wiener Ministerial-Bürokratie mit lauter offenen Armen aufgenommen worden wäre. Aber Koschatzky, der sich schon als Leiter der "Neuen Galerie" des Joanneums bewährt hatte, wuchs schnell in die Aufgaben, die ihm gestellt waren. Wenn man heute ein gut geführtes Museum besucht, fragt man sich, ob die Leitung nicht ein wenig bei Koschatzky gelernt hat.

Er schien anfangs mit beinahe ungläubigem Staunen die Schätze zu bewundern, die ihm in einer der größten Grafik-Sammlungen der Welt anvertraut waren. Besann sich aber schnell seiner schon als junger Soldat selbst gestellten Aufgabe: Nach den Schrecken des Krieges die Menschen zur Kunst zu führen - so wie seine großen Vorbilder Erzherzog Johann und der steirische Kultur-Chef Hanns Koren.

Das bedeutete, die lichtempfindlichen Zeichnungen, Aquarelle, Druckgraphiken in Ausstellungen behutsam der Öffentlichkeit vorzustellen, Vorträge, Universitäts-Vorlesungen zu halten. Neben den Allergrößten wie Dürer oder Rembrandt fand Koschatzky seine Schwerpunkte im 19. Jahrhundert und in der Gegenwart. Aber mit stiller Forschungsarbeit und gelegentlichen Ausstellungen konnte es nicht getan sein. Ein Haus wie die Albertina war ihrem Rang, ihrer Würde entsprechend auch nach außen zu vertreten. Koschatzky wusste, was er dem Gründer der Sammlung, Herzog Albert von Sachsen-Teschen und den Leistungen seiner Direktions-Vorgänger schuldig war. Dazu gehörte die gesellschaftliche Repräsentation, die bis zu Führungen höchster Staatsgäste reichte - und das Anregen von Spenden für die Sammlung. Als "Wahrer und Mehrer" seines Reiches vergaß er aber nie den Bildungsauftrag. Unter seinen vielen wissenschaftlichen Publikationen (in verständlicher Sprache) dürften die Bände über die Kunst der Grafik, der Zeichnung, des Aquarells die weiteste und nachhaltigste Verbreitung gefunden haben. Näheres über sein erfülltes, von Humanität, Traditionsbewusstsein und aufmerksamem Erleben der Gegenwart geprägtes Leben erzählt er selbst besser (und humorvoller), als jeder Biograf es könnte in seinem jüngsten, autobiographischen Buch.

Faszination Kunst. Erinnerungen eines Kunsthistorikers, von Walter Koschatzky, Verlag Böhlau, Wien 2001. 341 Seiten, über 100 Abbildungen, mit CD, öS 398.-/e 28.90

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung