Der Dramatiker und seine Hauptdarstellerin

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Mit der Schauspielerin Adele Sandrock (1863-1937) verband Arthur Schnitzler (1862-1931) sowohl eine aufregende Liebesbeziehung als auch eine künstlerisch inspirierende Zusammenarbeit. Die außergewöhnliche Mimin interpretierte seine modern gestalteten Frauenrollen und erreichte damit sensationelle Erfolge.

Im Thalhof in Reichenau hat Intendantin Helga David auch heuer wieder - neben Thomas Bernhards Dramatisierung von "Der Atem“ und Karl Farkas’ "Doppelconférencen“ - eine Schnitzler-Produktion am Programm. Diesmal hat sie aus dem umfangreichen Briefwechsel der beiden einen szenischen Abend unter dem Titel "Ach, Arthur“ eingerichtet. In eineinviertel Stunden wird die ebenso leidenschaftliche wie zermürbende Affäre zwischen Sandrock und Schnitzler verhandelt, vom ersten gemeinsamen Erfolg bis zum bitteren Ende - dem Scheitern der Beziehung als auch der Karriere der großen Tragödin.

Dabei hatte alles 1893 vielversprechend begonnen: Als das "gefallene Mädchen“ Fanny Theren reüssierte Adele Sandrock in Schnitzlers erstem Stück "Märchen“ am Volkstheater. Die weibliche Hauptfigur darin hatte allerdings ein konkretes Vorbild: nämlich Schnitzlers einstige Geliebte Mizi Glümer. Am Tag nach der Premiere wurde Sandrock, von Schnitzler liebevoll Dilly genannt, selbst dessen Freundin. Doch schon bald prägten Launen und Eifersucht die schwierige Beziehung.

Zwischen Hysterie und Liebessehnsucht

Am Thalhof spielt Jaschka Lämmert die temperamentvolle Schauspielerin als exaltierte Diva, stets an der Grenze zwischen hysterischen Anfällen und sehnsuchtsvollen Liebesschwüren. Lämmert powert sich von Anfang an aus und outriert das Bild der genialen Künstlerin. Da bleibt wenig Raum für die Entwicklung der Beziehung, deren männlichen Part Christian Kainradl als eher besonnenen Denker gibt, der ebenso wild wie narzisstisch liebt. Seine Freiheit bewahren wollend, entzieht er sich immer wieder der Geliebten, dennoch auf ihre ständige Liebesbereitschaft hoffend. Am Ende täuscht er zusammen mit dem Schriftstellerfreund Felix Salten Sandrock auf üble Weise: Salten wird Dillys Geliebter. Dabei handelt es sich jedoch um ein abgekartetes Spiel der Männer. Noch aber führt Sandrock als Christine Schnitzlers "Liebelei“ am Burgtheater zum Erfolg. Danach allerdings sollte ihr Stern sinken.

Helga Davids kurzweilige Inszenierung öffnet einerseits den Blick für Facetten der Wiener Moderne, gespiegelt an diesem besonderen Paar, manchmal ist sie andererseits allzu sehr dem Klischee des manierierten Fin de Siècle verhaftet.

Weitere Termine

16., 17., 18., 19., 23., 24., 25., 26. August

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