Im Grandhotel Panhans gingen vorübergehend die Lichter aus. Hohe Ausstände sollen die Ursache gewesen sein. Tatsache ist, dass die ukrainischen Besitzer, denen seit zwei Jahren insgesamt vier Hotels und die Liftanlagen am Semmering gehören, ihre Auflagen bis jetzt nicht erfüllt haben. Weder
der Ausbau der Lifte noch die Modernisierung und Restaurierung der Hotels wurden wie versprochen in Angriff genommen. Die Entzauberung des Zauberbergs schreitet munter voran. Die Welt von Gestern schert die Macher von heute ohnehin keinen Deut. Mit Schnitzler, Altenberg, Freud und Co. lassen sich keine großen Geschäfte machen. Bildung ist nicht sonderlich gefragt und Eleganz ein Fremdwort. Österreich protzig als Kulturnation zu bewerben, kann man auch so.
Der Verzicht auf die legendären Vorstellungen der Festspiele Reichenau im jetzt dem Verfall preisgegebenen Südbahnhotel war der Anfang vom Ende. Ein Konzept, den großartigen Bau für Kongresse, Ausstellungen und Theatervorstellungen ganzjährig zu nützen, wurde von der Politik abgelehnt, obwohl der Verkauf der meisten Hotelzimmer als Eigentumswohnungen einen künftigen Hotelbetrieb unmöglich machen. Das Kurhaus, in dem sich Schriftsteller wie Gerhart Hauptmann oder Franz Werfel regenerierten, wurde von einem kasachischen Investor mit der Auflage gekauft, es zu restaurieren und wieder instand zu setzen. Nichts geschah. Wenigstens Theateraufführungen und Lesungen dürfen in dem desolaten Jugendstiljuwel gespielt werden. Ein Konzept für die Rettung des Semmering gibt es nach wie vor nicht. Schuld an der Misere sind nicht die kasachischen oder ukrainischen Besitzer, sondern die von uns gewählten Politiker, die den Ausverkauf und Verfall dieser Kulturlandschaft zulassen. Sie bauen sündteure Häuser für Geschichte, die sie anderswo auslöschen.
Der Autor ist Kulturmoderator beim Privatsender ATV