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Noch im August wies der Kurier darauf hin, dass er "neun Mal vor den Presserat zitiert und in keinem Fall gerügt" wurde. Ganz anders als die 2014 meistbeanstandeten Titel Kronen Zeitung, Österreich und heute, die sich "übrigens nicht der Schiedsgerichtsbarkeit des Presserats" unterwerfen. Nun erhielt der Kurier einen Tadel. Aber er akzeptiert ihn nicht. Geschäftsführer Thomas Kralinger weist die Rüge wegen mangelnder Kennzeichnung von Werbung zurück und nennt den Presserat "wirklichkeitsfremd", der sich um "aktuell wesentlich wichtigere Themen" kümmern solle.

Nun lässt sich über diese Entscheidung des Gremiums zwar streiten, doch die Kritik an ihm schießt weit über das Ziel hinaus. Einerseits in der Wortwahl und andererseits durch den Absender: Kralinger ist auch Präsident des Zeitungsverbandes (VÖZ) und war davor Präsident des Presserats. Dieser agiert mitunter anfechtbar. Doch das nach langer Pause mühsam wieder installierte Organ der freiwilligen Selbstkontrolle benötigt vor allem Akzeptanz durch seine Mitglieder. Für sie ist das ein Qualitätsausweis gerade im Wettbewerb mit den Verweigerern Krone, Österreich und heute.

Wie das besser funktioniert, zeigt die aktuelle Reaktion auf die Entscheidung einer anderen Instanz: Die Werbewatchgroup stuft ein Plakat der Grünen als sexistisch ein, das unter dem Slogan "Ich bin Öffi für alles" einen von Kussmündern übersäten Abgeordneten zeigt. Die Sujet-Verantwortlichen geben sich angesichts des Urteils zwar überrascht, betonen aber ihre Wertschätzung der Institution und wollen die Klassifizierung "bei künftigen Entscheidungen bezüglich Werbemittel als Grundlage verwenden." Doch das Plakat hängt noch und erntet zusätzliche Beachtung. Der Abstoß der Watchgroup wird volley ins Netz retourniert. Kralingers Reaktion hingegen ist ein Fallrückzieher aufs falsche Tor - das eigene.

Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst

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