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29 Tage herrscht in Graz ein Ausnahmezustand. Das Motto: "Nahe genug".

Am 20. September startet der "steirische herbst" in sein 40. Jahr. Als interdisziplinäres Festival zeitgenössischer Kunst hat er sich über all die Jahre immer wieder neu erfunden und positioniert. Intendanten kamen, stellten die Vorhut auf und gingen. Aus dem Schatten einstiger Skandale längst herausgetreten, hat die jetzige Intendantin Veronica Kaup-Hasler (noch keine 40!) keinen Grund, eine Midlife-Crisis für das Festival zu konstatieren. Und so erwartet sie sich für 2007 erneut einen "dichten, aufregenden und spannenden Herbst". Das leitende Thema, an dem laboriert wird, ist ein Zustand des Dazwischenseins zwischen der großen Unübersichtlichkeit und dem persönlichen Befinden. Nahe genug wird als Zuviel und Zuwenig in Geopolitik, Liebe und Ästhetik exerziert.

Kaup-Hasler hat damit ihrem zweiten Herbst abermals eine Bestandsaufnahme der Gegenwart verschrieben. Und so konnte man auch leicht der Versuchung widerstehen, eine historische Retrospektive zum Jubiläum zu machen. In Reading Back and Forth wurden Künstler eingeladen, verschiedene Lesarten des Festivals zu entwickeln.

Eröffnet wird der Herbst mit einem spektakulären Klangunternehmen. Die Musikgruppe "Staalplaat Soundsystem" wird die Helmut-List-Halle als Instrument bespielen. Ein musikalisches Wagnis, das der Herbst nur an zwei Abenden riskiert. Für die Dauer des gesamten Festivals steht The Theatre am Karmeliterplatz offen: eine architektonische Chimäre aus Kunststoff und Stahl, zwischen Architektur und Performance.

Mit dem Schwarzmarkt für nützliches Wissen und Nicht-Wissen Nr. 8 können sich Besucher im Orpheum um einen Euro für eine halbe Stunde einen von hundert Experten von der Bildungsministerin bis zum Obdachlosenpfarrer "mieten" und mit ihr oder ihm reden. Ein Hauptprojekt des diesjährigen Herbstes, welches neben etwa hundert anderen Projekten, darunter eine Uraufführung von Gerhild Steinbuch und eine europäischen Erstaufführung der jungen Argentinierin Lola Arias, die globalisierte Wissensgesellschaft mit einer Von-Angesicht-zu-Angesicht-Choreografie unterwandert. Ganz im Sinne der Intendantin, die versucht, ein Festival zu entwerfen, das einen Ausnahmezustand schafft.

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