Der Klang von Schwerverkehr

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Ursula Meier, Regisseurin von „Home“, über die Bedrohlichkeit von Autobahnen und Isabelle Hupperts Körpersprache.

Die Furche: Die Art und Weise, wie Sie die Schauspieler in „Home“ filmen, ist sehr physisch. Sie waren früher Sportlerin.

Ursula Meier: Stimmt, ich habe als Teenager sehr viel Sport gemacht – bis ich mit 14 das Kino entdeckt habe. Kameraführung, Montage, all das hat mich unwahrscheinlich beeindruckt. Ab sofort hatte Film den Sport abgelöst! Das ist auch ganz logisch, finde ich: Kino und Sport haben nämlich sehr viel gemeinsam. Im Kino geht es um Körper, dargestellt durch Ton und Bild, und darum, wie der Regisseur seine Schauspieler inszeniert. Auch bei Athleten geht es um Inszenierung, ums Gesehenwerden. Die ganz großen Athleten haben mit den ganz großen Schauspielern eine besondere Anmut gemeinsam.

Die Furche: Woher kam die Idee zum Film?

Meier: Ich war auf der Autobahn unterwegs und habe eine Familie gesehen, die in einem Garten direkt neben dem Schwerverkehr fröhlich gefeiert hat. Mich hat schockiert, wie sehr die sich etwas vorgemacht haben. Einige Zeit später sind mir dann Häuser entlang der Straße aufgefallen, die gegen den Lärm und Dreck alle Fenster verrammelt hatten. Mit diesen beiden Extremen hatte ich die Idee zu meinem Film.

Die Furche: Wie haben Sie es geschafft, für Ihren Kino-Erstling die beiden Stars Isabelle Huppert und Olivier Gourmet zu engagieren?

Meier: Sie mochten das Drehbuch sehr. Isabelle sagte mir, sie mochte das Buch, weil es etwas komplett Neues wart. Die meiste Zeit zeigt sie mit dem Körper, nicht mit der Sprache, ob sie müde, glücklich oder verrückt ist.

Die Furche: Und wie haben Sie diese wunderbare leere Autobahn gefunden?

Meier: Wir haben ein ganzes Jahr lang auf der ganzen Welt gesucht, fündig wurden wir schließlich in Bulgarien, bei einer alten Landebahn für Bewässerungsflugzeuge, die wir mit Leitplanken und Mittelstreifen zur Autobahn machten. Die Landschaft hat in ihrer Weite dort etwas Amerikanisches, und wir jagten über diese Bahn dann mehr als 300 Autos, Motorräder und Lkws mit 120 km/h. Irre!

* Das Gespräch führte Magdalena Miedl

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