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W. A. Mozart und Friedrich Cerha: Zur Uraufführung seines Klarinettenquintetts.

Ein internationales Publikum hatte mit Spannung die Uraufführung von Friedrich Cerhas Klarinettenquintett erwartet. Diese Woche war es dann soweit: Am 25. April wurde im Mozartsaal des Konzerthauses die Komposition von französischen Künstlern aus der Taufe gehoben - dem brillanten QuatuorYsaÿe mit Paul Meyer, der den virtuosen Solopart souverän meisterte und der Kantilene in den langsameren Tempi eine wunderbare Lyrik verlieh.

Der Impuls zu dieser Komposition war von der französischen Großbank BNP Paribas gekommen, deren Präsident Michel Pébereau persönlich zur Uraufführung kam und dieses Werk - wie überhaupt das gesamte Konzertprogramm, das außerdem Debussys impressionistisches Streichquartett op. 10 umfasste - als Symbol für die Kulturbeziehungen zwischen Österreich und Frankreich charakterisierte. Cerha ist dazu besonders prädestiniert auf Grund seiner starken Vernetzung in Frankreich, vor allem mit Pierre Boulez, der ja die von Cerha vollendete Oper Lulu von Alban Berg 1979 in Paris zur Uraufführung brachte. Umgekehrt hatte Cerha bereits 20 Jahre zuvor im ersten Konzert des Ensembles "die reihe" die Improvisations sur Mallarmé i und ii von Boulez in Wien erstmalig aufgeführt.

Der zusätzliche Reiz des Abends ergab sich auch in der unmittelbaren Gegenüberstellung zu Mozarts Klarinettenquintett. Cerha hat das Risiko dieser Gegenüberstellung nicht gescheut, mehr noch: In seiner eigenen Werkbeschreibung hielt er fest, dass ihn "eine besonders schöne Aufführung des Mozart'schen Klarinettenquintetts" inspirierte, allerdings in seiner Sprache, die "frei ist von Allusionen an die seine". Und so wie Mozart sein Quintett für Anton Stadler als Solist geschrieben hatte, hat sich Cerha für seine Komposition an Paul Meyer erinnert, der bereits seine Fünf Stücke für Klarinette, Cello und Klavier vor sechs Jahren zur Uraufführung gebracht hatte. Seither mutierte es zum meist gespielten Werk Cerhas mit Aufführungen in allen fünf Kontinenten.

Das Phänomen Cerha manifestiert sich in einer Kreativität rund um seinen 80. Geburtstag, die ihresgleichen sucht. Sein Violinkonzert (mit Ernst Kovacic als Solist) wurde (ebenfalls im Konzerthaus) im Dezember 2005 uraufgeführt, sein Konzert für Sopransaxophon und Orchester im März 2006 in Dänemark, und ein weiteres Orchesterwerk ist bereits in Entstehung.

Das Klarinettenquintett ist bereits international umworben: Noch diese Woche finden Erstaufführungen in Paris und London statt, in weiterer Folge sind durch das QuatuorYsaÿe und Paul Meyer Aufführungen in Genua, Tel Aviv und Warschau bereits eingeplant.

Der Autor ist langjähriges Mitglied des Wiener Konzerthauses.

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