Der Krieg als Grauen ohne Ende

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Steven Spielbergs neuer Film "Saving Private Ryan" lehrt das Fürchten.

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Steven Spielbergs neuer Film "Saving Private Ryan" lehrt das Fürchten.

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6. Juni 1944. Omaha Beach. Ein kleiner Strandabschnitt in der Normandie. Granaten, Kugeln, Feuer und Angst. Das Meer umspült tote und sterbende Fische und Soldaten am Strand. Ein Blutbad. Jeder rennt im allgemeinen Chaos um sein Leben. Einer hebt den eigenen abgetrennten Arm aus dem nassen Sand, ein anderer, ganz junger Soldat mit offenem Bauch schreit in den letzten Sekunden seines Lebens verzweifelt nach der Mutter. Die Zuschauer zucken in ihren bequemen Sesseln zusammen und ziehen bei Detonationen instinktiv den Kopf ein. Fast eine halbe Stunde lang wütet der Krieg auf der Leinwand. Das Grauen will kein Ende nehmen.

"Saving Private Ryan" ("Der Soldat James Ryan"), der neue Film des amerikanischen Erfolgsregisseurs Steven Spielberg, der so unterschiedliche Streifen gedreht hat wie "Schindlers Liste", "E.T.", "Amistad" oder "Jurassic Park", ist die bisher realistischste Kino-Darstellung der Schrecken des Krieges: Drei Brüder Ryan sind fast gleichzeitig an verschiedenen Kriegsschauplätzen gefallen. Der vierte ist als Fallschirmspringer irgendwo in der Normandie gelandet, über seinen Verbleib ist nichts Näheres bekannt. Die Army versucht nur, ein humanistisches Exempel zu statuieren und der trauernden Mutter wenigstens einen Sohn zu retten. Unter der Führung von Captain John Miller (Tom Hanks) wird ein Sonderkommando losgeschickt, acht sehr unterschiedliche Charaktere, von den Umständen mehr oder weniger zufällig zusammengewürfelt, die gemeinsam versuchen, zu überleben und ihren Auftrag zu erfüllen: Private James Ryan (Matt Damon) finden, wie die "Nadel im Heuhaufen" (Captain Miller), hier allerdings eher im Minenfeld, zwischen feindlichen Panzern und Maschinengewehren.

Die Qualität des Filmes liegt besonders in starken, ungeschönten Bildern, perfekter Dramaturgie und Tonregie, und ebenso detailgetreuer wie aufwendiger Ausstattung bei Kulisse und Requisiten. Aber leider hat man es nicht geschafft, gänzlich auf Pathos zu verzichten. Captain Miller etwa ist ein kultiviertes, sympathisches und ganz besonders mutiges Exemplar der Spezies Mensch, das von weniger Kampfgeist beseelte Durchschnittscharaktere schnell als Feiglinge erscheinen läßt. Doch trotz dieser durchaus problematischen Heldenallüren ist Spielberg ein überwältigender Antikriegsfilm gelungen, der das Fürchten lehrt.

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