Der Lotse der Styria geht von Bord

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D iese Karriere endet unerwartet, abrupt und an ihrem Höhepunkt: DDr. Horst Pirker, 50, tritt mit 30. September als Vorstandsvorsitzender der Styria Media Group zurück. Er verlässt nach 25 Jahren ein Unternehmen, das er mit 3.100 Mitarbeitern und einem Umsatz von 454 Millionen Euro (2009) zu einem international agierenden österreichischen Medienkonzern geführt hat.

#Seine Arbeitsweise ist gekennzeichnet von höchster Professionalität und Kreativität#, sagt Gerda Schaffelhofer, Geschäftsführerin der zur Styria-Gruppe gehörenden Wochenzeitung DIE FURCHE und der Buchverlage des Konzerns: #Horst Pirker ist geprägt vom Willen, Ideen konsequent zu verfolgen und umzusetzen.# Genau so geradlinig, wie es seine Persönlichkeit und seine oftmals als etwas direkt wahrgenommene Gesprächsführung waren, verlief die Karriere des Juristen und Ökonomen, verheirateten und mehrfachen Vaters.

Geboren am 3. Dezember 1959 in Lind im Drautal absolvierte er das Gymnasium in Spittal a. d. Drau, studierte Jus und Betriebswirtschaftslehre in Graz, kam nach dem Gerichtsjahr 1984 zur Kleinen Zeitung in Graz als Assistent der Geschäftsführung. Er wurde Verlagsleiter, Vorstandsmitglied der Styria und übernahm 1999 den Vorstandsvorsitz im inzwischen umsatzstärksten Printkonzern Österreichs, der 1869 in Graz als Katholischer Preßverein begonnen hatte.

Das publizistisch qualitätsvolle und ökonomisch erfolgreiche Flaggschiff ist die 1904 gegründete Kleine Zeitung. Unter Pirker wurde aus einem #zentral gesteuerten Supertanker ein flexibler Flottenverband mit dezentraler Führungsverantwortung#. Heute gehören dazu in Österreich, Kroatien und Slowenien neun Tageszeitungen, nahezu doppelt so viele Wochenzeitungen, mehr als je ein Dutzend an Publikums- und Kunden-Magazinen sowie 40 Magazine in Kroatien, Slowenien und Serbien, Online-Dienste, mit Antenne Kärnten und Antenne Steiermark zwei Radiosender, eine Beteiligung an Sat1-Österreich und acht Buchverlage, darunter Styria, Pichler, Molden, Kneipp und Carinthia.

Die Styria blieb unter Pirkers Führung eine #Medien-AG mit weltanschaulichen Wurzeln#, deren Unternehmen #unabhängig sind, insbesondere auch von politischen Parteien, Interessenvertretungen und Kirchen#. Pirker: #Man darf katholisch, aber nicht willfährig sein.#

Konsequent trat Pirker für Publizistik, Inhalte und Unabhängigkeit der Medien ein: Es gebe bei der Styria keinen Eigentümer, #der Kampagnen inszeniert und der Politikern #unmoralische Angebote# unterbreitet#, der versuche, #Politik und Wirtschaft in der Verquickung von redaktionellem Inhalt mit Entgeltflüssen zu erpressen#. Und auch als Medienmanager gab er sich unabhängig.

#Ich bin nicht der integrative Typ, ich polarisiere wohl eher#, sagte der im guten dialektischen Sinne streitbare Manager. Unterschiedliche Auffassungen über die Strategie der Styria seien der Grund für sein Ausscheiden, erklärte der Aufsichtsrat, dessen Vorsitzender Johann Trummer Pirker dankte.

In seiner bürgerlichen, von Katholischer Hochschulgemeinde, Intellektualität und Liberalität geprägten Art war Pirker vielen im Denken einen Schritt voraus, meint Schaffelhofer. Und eine besondere Persönlichkeit: #Ausgezeichnet wird Pirker durch seine Sensibilität und Menschlichkeit. Er wird uns fehlen.# Die Styria verlässt Pirker mit unbekanntem Ziel, meinte aber in der Kleinen: #Mir persönlich wird diese Zäsur, glaube ich, guttun.#

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