Der "Maler des Lichts"

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Das Tiroler Landesmuseum zeigt Werke des Südtiroler Barockmalers Johann Evangelist Holzer (1709-1740). In Innsbruck werden rund | 100 Arbeiten des Künstlers gezeigt, darunter Porträts, Altargemälde, sakrale Blätter, Bozzetti und Grafiken. Absolut sehenswert.

Der aus Burgeis in Südtirol stammende Barockmaler Johann Evangelist Holzer (1709-1740) wurde zu seinen Lebzeiten hochgelobt und mit Tiepolo oder Correggio verglichen. Aufgrund seiner Arbeiten für die Benediktinerabteikirche Münsterschwarzach wurde er sogar als "Le Raphael d'Allemagne du siècle présent", als deutscher Raphael seines Jahrhunderts, bezeichnet.

Vor vier Jahren begann eine intensive Kooperation zwischen Augsburg und Innsbruck, genauer gesagt zwischen den Tiroler Landesmuseen und den Kunstsammlungen und Museen Augsburg, dem Diözesanmuseum St. Afra in Augsburg und dem Domschatz- und Diözesanmuseum in Eichstätt, die sich allesamt verschiedenen Themenschwerpunkten widmeten, um das Werk Holzers in seiner ganzen Bandbreite präsentieren zu können.

Von atemberaubender Qualität

Durch die intensive Zusammenarbeit war es auch möglich, einen wunderbaren Katalog zu erarbeiten, der eigentlich schon eher ein detailliertes Werkverzeichnis darstellt. Die wissenschaftlichen Beiträge sind facettenreich und beleuchten Holzers Werk sehr detailliert, aber auch das Künstlerleben im Augsburg des 18. Jahrhunderts.

In Innsbruck werden nun an die 100 Arbeiten des Künstlers gezeigt; Porträts, Altargemälde, sakrale Blätter, Bozzetti und Grafiken verdeutlichen das Genie Holzers, der auch als Freskenmaler berühmt war. In Augsburg wurde er immerhin als einer der bedeutendsten der Stadt gewürdigt - die Kirche von Münsterschwarzach, eine der größten Kirchen des deutschen Spätbarock, legt beredtes Zeugnis davon ab. Aber auch die Fresken der Wallfahrtskirche St. Anton in Partenkirchen "sind von atemberaubender Qualität", wie Fachleute Holzer noch heute bescheinigen.

Verschiedene Arbeitstechniken

Beeindruckend und fast unfassbar an seinem umfangreichen Werk ist auch die Tatsache, dass er es in nur 15 Arbeitsjahren schuf. Der "pictor ingeniosus", wie er auch genannt wurde, hatte sein Handwerk von der Pike auf gelernt. Er fing bei Nicolaus Auer im Passeiertal an, und seine Gesellenwanderung führte ihn dann nach Bayern, wo er die verschiedenen Arbeitstechniken erlernte, aber auch mit neuen stilistischen Trends konfrontiert wurde. Zwischen 1728 und 1730 arbeitete er bei Joseph Anton März, der wie Auer Schüler des Augsburger Akademiedirektors Johann Georg Bergmüller war. Bei März erlernte Holzer die Technik der Freskomalerei und entwickelte sich sehr rasch weiter - und zwar sowohl was seine Techniken als auch was sein sehr individuelles und ideenreiches Herangehen an die Themen betraf. Was Holzer außerdem sehr weiterhalf, war das Netzwerk der Benediktiner, innerhalb dessen er sich fortan bewegte, nachdem er ja bereits in seiner Heimat Burgeis die Lateinschule im Benediktinerkloster Marienberg besucht hatte.

Wunderbare Altarbilder

1730 trat er schließlich in Augsburg in die Werkstatt des großen Meisters Bergmüller ein und studierte alte und zeitgenössische Malerei, bildete sich aber auch sprachlich, literarisch und naturwissenschaftlich weiter.

Die einflussreichen Augsburger Handelsfamilien beauftragten ihn mit Altargemälden, es entstanden aber auch Zeichnungen, Radierungen, Thesenblätter und Porträts - Letzteres galt ihm freilich eher als "Zwangsarbeit". Ganz wunderbare Arbeiten bei den Altarbildern sind etwa das Seitenaltarbild "Kampf des Erzengels Michael gegen den Drachen" für die Augustiner-Chorherrenkirche in Dießen, aber auch das Hochaltarblatt der Eichstätter Schutzengelkirche. Sein Kuppelentwurf für Münsterschwarzach - die Originalfresken wurden ja leider im 19. Jahrhundert zerstört, erhalten blieben nur zwei großformatige Ölskizzen auf Leinwand - zeigen, warum man Holzer "Maler des Lichts" nannte. Das Vierungskuppelfresko, in dem kühles Grau als bestimmende Farbe dominiert, aus dem heraus sich alle anderen Farben entwickeln, sich farbikonografisch legitimieren, birgt eine wunderbare architektonische Fantasie, die sich aber auch in den körperlichen Bewegungen und den Überschneidungen und Drehungen fortsetzen. Holzers Spiel mit dem Licht, die Dynamik des Ganzen, der Rhythmus der Komposition, der sich in die Unendlichkeit des Himmels entwickelt, sind faszinierend. Zweifellos sein Opus magnum. Aber bei Weitem nicht die einzige Arbeit, die den Betrachter in seinen Bann zieht. Kurz gesagt: Die Ausstellung im Ferdinandeum ist absolut sehenswert - ein lange vergessenes Malergenie wurde wiederentdeckt.

Johann Evangelist Holzer - Maler des Lichts

Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum

bis 13. 3. 2011, Di-So 10-18 Uhr

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