"Der Meister Tön' und Weisen"

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Eine Ausstellung im Wiener Theatermuseum präsentiert die gesamte Bandbreite des Wirkens von Heinz Zednik. In acht Kapiteln wird dem Phänomen Zednik nachgespürt.

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Eine Ausstellung im Wiener Theatermuseum präsentiert die gesamte Bandbreite des Wirkens von Heinz Zednik. In acht Kapiteln wird dem Phänomen Zednik nachgespürt.

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Nicht ohne Grund steht ein Zitat aus den "Meistersingern" als Motto über der Ausstellung "'Der Meister Tön' und Weisen ...Heinz Zednik - 50 Jahre Staatsoper". Denn mit dieser Oper fing Heinz Zedniks Wiener Staatsopernkarriere an. Noch nicht als David, sondern als Augustin Moser. Zednik, eben erst in Graz engagiert, meisterte diese Aufgabe so überzeugend, dass man ihn bei der nächsten Gelegenheit gleich ans Haus am Ring verpflichtete, das seitdem zu seiner Heimat geworden ist -wenngleich er offiziell längst pensioniert ist.

Umfassendes Repertoire

Aber wer will und kann auf diesen singulären Charakterdarsteller verzichten, der noch dazu vorgezeigt hat, dass man auch im sogenannten zweiten Fach Weltkarriere machen kann? So reißt man sich auch heute um ihn in New York, Mailand, Berlin, oder in Innsbruck, wenn es - wie kürzlich - gilt, anlässlich des Strauss-Jahres einen neuen, den ursprünglichen Vorstellungen getreuen "Rosenkavalier" zu inszenieren. Schließlich hat der vielgerühmte Sänger auch Regie-Erfahrung. Die Innsbrucker Bühnenmodelle zieren einen Teil dieser von Markus Vorzellner vor allem aus Zedniks Fundus zusammengestellten Schau am Lobkowitzplatz.

Selbstredend, dass bei einer solchen Perspektive Rollenbilder einen wesentlichen Platz einnehmen. Zedniks Opernrepertoire umfasst an die hundert Opernpartien, reicht von Mozart bis in die Gegenwart. Nicht zu vergessen seine Rollen im heiteren Fach, der Operette, in der er sich schon in Graz, in "Wiener Blut" und "Zigeunerbaron", zu beweisen hatte, wie man gleichfalls dokumentiert findet. Selbstredend, dass seine Bayreuther Jahre einen breiten Raum einnehmen. Wie konnte man in einer Kritik aus der Mitte der 1970er Jahre lesen? Das Stück sollte eigentlich "Mime" heißen, und der ist mit Zednik identisch. Kann sich ein Interpret Schöneres wünschen als diesen Einklang mit seiner Rolle bestätigt zu finden? Auch, dass er mit seiner Rollenzeichnung oft eine ganze Vorstellung rettete, wie die seinerzeitige neue "Verkaufte Braut" in Wien, kann man im Theatermuseum nachlesen.

Ebenso Worte höchsten Lobes von so unterschiedlichen Genres verpflichteten Dirigenten wie Pierre Boulez und Max Schönherr. Das zeigt, wie sehr Zednik größte Ansprüche gleichermaßen in der sogenannten E- und U-Musik erfüllte - eine Unterscheidung, um die er sich nie einen Deut scherte. Im Gegenteil, Zednik war und ist der geborene Wienerlieder-Sänger. Niemand versteht sich so auf den charakteristischen Tonfall und die Sprache dieser Musik wie er. Man kann es in der diese Ausstellung begleitenden Videodokumentation, die der einstige Leiter des ORF-Archivs, Peter Dusek, mit gewohnter Sachkenntnis zusammengestellt, auch sehen.

Phänomen Zednik

In acht Kapiteln hat er dem Phänomen Zednik nachgespürt. Erst einmal ist er als exemplarischer Loge und Mime in Bayreuth zu erleben, dann als nicht minder überzeigender Mozart-Tenor, unter anderem als Pedrillo in der Salzburger Schaaf-Inszenierung der "Entführung". Anschließend glänzt er als Darsteller skurriler Figuren (Frantz in Offenbachs "Les Contes d'Hoffmann und Wenzel in Smetanas "Verkaufte Braut") und Charaktertenor in Ausschnitten aus Opern von Richard Strauss. Zedniks Stärke als Belcantist kann man in Puccinis "Turandot" und Verdis "Falstaff" mitverfolgen, ehe der kongeniale Wienerlieder-Sänger und unterhaltsame Gast von Fernsehshows sowie mitreißender Operetten-Buffo an der Reihe ist. Das Finale dieser Dokumentation gehört seinem Einsatz für die Moderne. Gezeigt wird das am Beispiel von Bergs "Wozzeck", Cerhas "Der Riese vom Steinfeld" und Kreneks "Reisebuch aus den österreichischen Alpen", wo er von einem seiner langjährigen Begleiter am Klavier, Konrad Leitner, assistiert wird.

Kostüme, Theaterzettel, eine Bildergalerie, die den mit zahlreichen Schallplattenpreisen geehrten, weltweit gefeierten Wiener Kammersänger inmitten prominenter Kolleginnen, Kollegen und zahlreicher Freunde zeigt, Bilder von Ehrenzeichenverleihungen, Probenfotos und sorgfältig ausgesuchte Tonbeispiele, die man im nachgestellten Zuschauerraum der Wiener Staatsoper hören kann, ergänzen diese Exposition.

"Der Meister Tön' und Weisen ...

Heinz Zednik - 50 Jahre Staatsoper

bis 21.9., Theatermuseum Wien

tägl. außer Di 10-18 Uhr

www.theatermuseum.at

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