Thema: Religiöse Stars
Um Missverständnisse zu vermeiden, bat Gott den Propheten Mohammed im Koran, seiner Gemeinde zu erklären, dass er nur ein menschliches Wesen ist: „Sprich: Ich bin nur ein Mensch wie ihr, mir ist offenbart worden, dass euer Gott ein Einziger Gott ist.“ (Koran, Sure 18, 110)
Trotzdem hat sich ein Bild vom Propheten Mohammed entwickelt, das in ihm einen Übermenschen sieht. Denn obwohl der Koran den Propheten für einige Verfehlungen stark kritisiert, gilt er heute für die breite Masse der Theologen als unfehlbarer Mensch. Einigkeit besteht darin, dass der Prophet Mohammed die ihm offenbarte Botschaft des Islam vertrauensvoll weitergegeben hat. Nur selten wird jedoch die Unterscheidung zwischen seiner prophetischen Mission und seinen Alltagshandlungen vollzogen. Man beruft sich auf eine dem Propheten zugeschriebene Erzählung, um seine Vollkommenheit zu erklären. Danach haben ihm im Alter von fünf Jahren zwei Engel das Herz aus der Brust herausgenommen, es gereinigt und anschließend rein wieder zurückgebracht.
Durch solche Erklärungen, die von einer direkten Intervention Gottes ausgehen, wird aber die behauptete Vollkommenheit des Propheten nicht auf ein aktives Streben Mohammeds, sondern auf ein Wunder zurückgeführt. Nach dieser Vorstellung ist er nicht durch freien Willen ein guter Mensch geworden, sondern war determiniert. So wird Mohammeds Streben, sich weiterzuentwickeln, nicht gewürdigt. Hinzu kommt, dass ein Mensch, der durch ein wundersames Ereignis zu einem vollkommenen Menschen geworden ist, somit nicht als Vorbild für Menschen dienen kann. Indem der Koran den Menschen Mohammed mit seinen Stärken, aber auch Verfehlungen beschreibt, würdigt er ihn mehr, als viele Muslime dies heute zu tun glauben.
* Der Autor ist Prof. f. islam. Religionspädagogik an der Uni Münster
