Der Migrant, den es nicht gibt …

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Was haben 20- bis 29-Jährige mit der Altersgruppe 70-plus, Akademiker mit Pflichtschulabsolventen, Besserverdiener mit geringer Entlohnten, Stadtbewohner mit Landbevölkerung gemeinsam? Je aufwändiger eine Marktforschung, desto größer die Zahl der ausgewiesenen gesellschaftlichen Teilkategorien. So erlaubt die Media-Analyse (MA) dank 15.000 Interviews auch Rückschlüsse auf gekreuzte Zielgruppen - z.B. 30- bis 49-jährige Maturanten mit durchschnittlichem Haushaltseinkommen von über 3000 Euro pro Monat in Orten mit mehr als 50.000 Einwohnern.

Was haben Bürger mit deutschen und serbischen, kroatischen und türkischen, ungarischen und tschechischen, bosnischen und polnischen Wurzeln gemeinsam? Sie scheinen in kaum einer Marktforschung zu Österreich auf. Auch nicht in der MA. Das lässt sich einerseits durch die innere Vielfalt und andererseits mit der räumlichen Zerstreuung dieser Gruppe begründen. Doch es liegt viel mehr an der mangelnden Sprachfähigkeit und Kulturkenntnis von Instituten und Interviewern. 1,6 Millionen Menschen hierzulande haben "Migrationshintergrund“. Das entspricht der Bevölkerung von Niederösterreich. 40 Prozent von ihnen leben in Wien, wo schon mehr als jeder Dritte ihresgleichen ist. Oder eben nicht. Weil ihr Anderssein so vielfältig wirkt. Aber ohne Medien, jenseits von Marktforschung fehlt ihnen die öffentliche Existenz. Es bleiben bloß Klischees. Wenn der Deutschstämmige hier weiter durch die Bild blättert, liest die zweite Generation österreichischer Türken dann die Hürriyet? Von Online-Plattformen über Satelliten-TV bis zu Internetradio ermöglichen vor allem Medien den Bestand von Parallelgesellschaften. Es ist weniger ein Gefallen für Migranten als ein Dienst an unserem Gemeinwesen, wenn diese mehr Öffentlichkeit erhalten. So wie es einem Fünftel der Bevölkerung gebührt.

Der Autor ist Medienberater

und Politikanalyst

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