Der mit dem Hochdruckreiniger im Gepäck

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Präsident will Nicolas Sarkozy werden, Comic-Held ist er schon: Ende letzten Jahres ist eine Biografie des französischen Innenministers, Chefs der Regierungspartei UMP und nunmehrigen Präsidentschaftskandidaten des bürgerlichen Lagers als Comic erschienen. Das Buch mit dem Titel La face karchée de Sarkozy enthält ein Wortspiel, bei dem "caché" (versteckt) mit "karcher" (Kärcher) ersetzt wurde. Eine Anspielung auf die Erklärung des "eisernen Innenministers", er werde die Pariser Vorstädte mit einem Hochdruckreiniger (Kärcher) vom "Gesindel" reinigen. Auf dem Umschlag ist eine Karikatur des UMP-Chef, wie er mit dem Hochdruckreiniger seine Gegner, unter anderem die sozialistische Präsidentschaftskandidatin Ségolène Royal, wegputzt.

Super-oder Fascho-Sarko?

Sarkozy wird im Comic als ein zynischer und berechnender, überaktiver und ehrgeiziger Politiker vorgestellt: "Super-Sarko" spaltet die Grande Nation, kein Politiker in Frankreich ist so beliebt und umstritten zugleich wie der 51-jährige Law-and-Order-Innenminister mit dem liberalem Wirtschaftskurs. Für einen Großteil der Jugendlichen aus Einwandererfamilien ist Sarkozy die Hassfigur schlechthin, sie beschimpfen ihn mit "Fascho Sarko".

Dabei stammt Sarkozy selbst aus einer Einwandererfamilie: Der Vater gehörte dem ungarischen Adel an, die Mutter war griechische Jüdin. Nicolas ist der jüngste von vier Brüdern. Zunächst steuerte er eine Anwaltskarriere an. Zur Passion wurde ihm aber schon früh die Politik. Sein Aufstieg ist rasant: Schon mit 28 erobert der begnadete Redner das Bürgermeisteramt von Neuilly, wird Abgeordneter, Regierungssprecher, Haushaltsminister. Ungeduld und Ehrgeiz führen aber zu taktischen Fehlern: Im Wahlkampf 1995 schlägt er sich auf die Seite von Edouard Balladur, Präsident wird jedoch Jacques Chirac. In langen Zeitungsartikeln zeigt er seine Reue - ohne Erfolg: Der "Verräter" wird von Chirac für Jahre aus der vordersten politischen Reihe verbannt.

Aber Sarkozy ist ein Kämpfer, arbeitet angeblich 18 Stunden, sieben Tage die Woche. "Alles habe ich selbst erreicht, nichts wurde mir gegeben", sagte er einmal. Das Comeback kommt 2002, als ihn Chirac zum Innenminister bestellt. Eine Zwischenstation, wie "Speedy-Sarko" klarstellt: Er denke an die Präsidentschaft, und zwar "nicht nur beim Rasieren".

Versöhnlicher Provokateur

In den vergangenen Wochen hat der Provokateur zunehmend versöhnlichere Töne angestimmt. Er versprach, als Präsident die Obdachlosigkeit abzuschaffen, sorgte sich um geringe Renten und war bemüht, seine Partei hinter sich zu einen. Dennoch halten viele den 1,65 Meter großen Politiker, der sich bei Gruppenfotos gerne auf die Zehenspitzen stellt, für einen Bonapartisten, der vor allem sein Ego befriedigen will.

Die Methode Sarkozy hat ein Biograf einmal so beschrieben: "Er öffnet keine Türen, er rennt sie ein. Und hinterher verlässt er den Raum durchs Fenster oder durch den Kamin." Derzeit liegen Sarkozy und Royal Kopf an Kopf. Am 22. April haben die Franzosen die Wahl, die zweite Runde findet am 6. Mai statt - spätestens bis dann zeigt sich, wer von den beiden den angestrebten Elysée-Palast durch den Kamin verlässt.WM/APA

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