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Wie sich seine Musik noch effektiver missbrauchen lässt. Ein Szenario von Cornelius Hell

Schau Papa, der Mozartkugelmann", rief mir meine Tochter im Kindergartenalter zu, als sie ihr erstes Mozart-Porträt sah. Aufgewachsen in Salzburg, hat sie natürlich die Kugel früher kennen gelernt als den Komponisten. Was wohl jene Kinder sagen werden, die die Mozartwurst zu essen bekommen oder sich "Mozarts Streichsymphonie" aufs Brot schmieren? Dem Bildungsbürger graut, und er hat guten Grund, sich über Mozarts Markenwert zu entsetzen. Aber die wirkliche Zerstörung der Kunst geschieht anderswo.

Am 7. Mai wird in Wien ein Mozart-Marathon stattfinden: die Strecke wird mit Mozart beschallt - eine Studie der Ohio State University hat nachgewiesen, dass man mit seiner Musik besser läuft. Schon die rumänischen Kommunisten ließen den Kühen Mozart vorspielen, weil sie damit (laut sowjetischen Experimenten) mehr Milch gaben. So steht es zumindest in Eginald Schlattners Roman "Das Klavier im Nebel".

Wenn schon Mozart alle(s) effizienter macht, könnte man ja zum großen Geburtstag noch auf andere Ideen kommen: Mozart fürs Bordell vielleicht - wirkt erektionsfördernd, und die Prostituierten machen es lieber. Oder speziell für die usa: Mozart bei der Todesstrafe - die Delinquenten sterben lieber, und die Hinrichtung geht auch leichter von der Hand. Diesen Kulturexport aus seiner ehemaligen Heimat sollte sich Arnie doch nicht entgehen lassen. Und in Guantánamo ließe sich wohl auch etwas mit Mozart machen. Oder vielleicht lässt Putin die alten sowjetischen Experimente weiterführen und herausfinden: mit Mozart treffen seine Soldaten in Tschetschenien besser. Ohne Kultur geht ja heute rein gar nichts mehr. Effizient muss sie halt sein.

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