Der nächste Weg nach innen beginnt in Mikulov

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Nach dreijährigen Arbeiten von gut 1000 Personen wird am Ostermontag der Jakobsweg Weinviertel eröffnet. 2010 ist ein Jakobusjahr – Santiago de Compostela erwartet den Papst und einen historischen Rekord an Pilgern.

Ab Ostermontag ist der seit 1983 zum UNESCO-Welterbe gehörende Jakobsweg – der Hauptweg führt nach Santiago de Compostela – um 162 Kilometer länger: Am 5. April wird in Großrußbach mit einem von Weihbischof Helmut Krätzl zelebrierten Festgottesdienst der Jakobsweg Weinviertel eröffnet. Dieser Weg führt von Mikulov in Tschechien quer durch das Weinviertel über Drasenhofen, Mistelbach und Stockerau bis nach Krems-Mautern durch 25 Gemeinden und zu 39 Kirchen. In Mautern schließt der Weg zum österreichischen Jakobsweg entlang der Donau an. Schon jetzt hoffen die Initiatoren auf weitere internationale Pilger aus Osteuropa und Russland. Die Erwartungen könnten sich erfüllen.

2010 ist ein Jakobsjahr

Den spanischen Wallfahrtsort Santiago de Compostela wird heuer sogar Papst Benedikt XVI. besuchen, und zwar am 6. November. Anlass sind die Feiern zum „Heiligen Jakobsjahr“. Dieses findet selten statt, und zwar nur in jenen Jahren, in denen der Todestag des Apostels Jakob, der 25. Juli, auf einen Sonntag fällt.

Seit Einführung der so genannten „Xacobeos“ ist dies heuer das 119. Jakobusjahr, das nächste ergibt sich erst wieder in elf Jahren. Im letzten Jakobsjahr war der Rekord von 180.000 Pilgern auf der europäischen Wanderstrecke zu verzeichnen, die ansonsten von zumindest 20.000, meistens hingegen von bis zu 90.000 Pilgern in einem Jahr zum Teil und jedenfalls mit dem Ziel in Spanien begangen wird. Das österreichische Netz an Pilger- und Wanderwegen zeigt sich nun um einige Kilometer Jakobsweg im Weinviertel erweitert. Damit wird ein über drei Jahre hindurch verfolgtes Projekt verwirklicht.

Die Initiative ging von Nieder-österreichs früherem Landtagspräsidenten, Edmund Freibauer, aus, der den Bürgermeister und den Dechant von Poysdorf rasch überzeugt hatte. Die Interessengemeinschaft Jakobsweg Weinviertel wurde gegründet, das Projekt von EU, Bund und Land gefördert, 25 Gemeinden zahlten ein und Niederösterreichs Energie-, Versicherungs-, Medien- und Kreditunternehmen sponserten die Infrastruktur der sechs Tagesetappen umfassenden Route. 1000 Personen arbeiteten daran mit, und in jeder der 25 Gemeinden wurde ein bis zu 80 Kilogramm schwerer, von Steinmetzlehrlingen der Landesberufsschule Schrems angefertigter Meilenstein gesetzt.

Das österreichische Netz an Jakobswegen quert sämtliche Bundesländer mit Ausnahme des Burgenlandes. In der Steiermark wird heuer am 25. Juli ebenfalls ein Jakobsweg eröffnet, und zwar der weststeirische.

Als Jakobsweg (span.: Camino de Santiago) wird der Pilgerweg zum Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela in Spanien bezeichnet. Der Legende nach wurde der Heilige Jakobus unter König Herodes 44 n. Chr. ermordet. Seine Jünger sollen den Leichnam zu sich genommen haben, dann durch das Mittelmeer nach Norden gesegelt sein. An der galizischen Küste sollen sie den Leichnam des Apostels an einer von Gott bezeichneten Stelle beigesetzt haben. Dieses Grab soll im neunten Jahrhundert von einem Einsiedler entdeckt worden sein.

Einer anderen Erzählung zufolge sei der Leichnam von Jacobus dem Älteren, der auf der iberischen Halbinsel missioniert hatte, durch Translation von der Hinrichtungsstätte in Jerusalem nach Spanien gelangt. Dort diente er jedenfalls ab dem neunten Jahrhundert dem den Westgoten nachfolgenden christlichen Königreich als Identifikationsfigur und Schutzheiliger für die Schlachten.

Rekord an Pilgern erwartet

Bereits im Mittelalter wurde Santiago de Compostela nach Rom und Jerusalem drittes Hauptziel christlicher Pilgerfahrten, verlor jedoch mit Beginn der Neuzeit an Attraktivität. Das änderte sich in der Moderne, als in den 1970ern ein Aufschwung einsetzte. Papst Johannes Paul II. besuchte 1982 Santiago de Compostela und rief bei einer Europa-Feier den alten Kontinent dazu auf, seine Wurzeln wiederzubeleben. Fünf Jahre später, 1987, erklärte der Europarat den Weg zum ersten europäischen Kulturweg.

An den Feierlichkeiten des Jakobsjahres möchte der Papst als „Pilger des Glaubens“ teilnehmen. Der Wallfahrtsort im nordspanischen Galizien erwartet heuer den historischen Rekord von 240.000 Pilgern und zehn Millionen Besuchern.

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