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Gelten andere Regeln im Spiel der Mächtigen? Gibt es auch einen politischen Klimawandel, der einen neuen Kalten Krieg herbeiführt? Können amikale Botschaften ("Hab keine Angst, Freund Wladimir!") harte Fakten aufwiegen? Gemeint sind jene geplanten Militärbasen in Polen und Tschechien, die seit kurzem im medialen Jargon als Raketenschild firmieren: manchmal mit männlichem, dann wieder mit sächlichem Artikel; bald mit einem Plural Schilde, aber auch in der Variante Schilder.

Nach dem Befund der Wörterbücher bezeichnet der Schild die mit Wappen versehene Schutzwaffe der Ritter. Das Schild aber steht für ein Gewerbezeichen oder eine Anzeigetafel. Der Unterschied erweist sich als jung und oberflächlich. Das schon althochdeutsch (skilt) belegte Wort bedeutete zunächst "Brett". Erst im 18. Jahrhundert hat man zwischen einem militärischen Versatzstück und einem kommerziellen Emblem erkennbar differenziert.

Der oder das? Diese Frage stellt sich auch bei anderen identischen Vokabeln unserer Sprache. Der Moment ist ein Fremdwort für den Augenblick, das Moment benennt einen entscheidenden Umstand oder wesentlichen Gesichtspunkt. Und wenn von den hohen Verdiensten einer Person geredet wird, will man doch gern wissen, ob damit bedeutende Meriten oder ein beträchtliches Einkommen gemeint ist. Anders gesagt: ob ein Mitmensch viel geleistet hat oder sich Vieles leisten kann - in welchem Wortsinn auch immer!

Doch zurück zum Anfang! Das Neuwort Raketenschild mit seinem aggressiven Klangpotenzial lässt primär an ein Kriegsgerät denken. Aber ist die Alternative einer Anzeigetafel so abwegig - zumal in einer Epoche, da sich Kampf und Kommerz, Politik und Werbung bedenklich nahegerückt sind?

Ehe man sich über das Genus streitet, sollte geklärt sein, was die beiden Mächte "im Schilde führen". Denn sonst wird jede Schilderung zum verbalen Schildbürgerstreich!

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