Alle halben Jahre wieder beschert der Radiotest die Erkenntnis, dass auch im Jahr 13 nach der Einführung von Privatradio in Österreich der öffentlich-rechtliche Platzhirsch unangefochten an der Spitze liegt: 75 Prozent der Radionutzer bedienen sich an den Angeboten des ORF.
Wermutstropfen für die heimische Anstalt ist, dass dies um einen Prozentpunkt weniger als noch vor Jahresfrist bedeutet. Gleichzeitig wuchs die Reichweite des österreichweiten Kronehit, das mit 13,4 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen punkten kann. Dass der Dominator des Print-Boulevards mit seinem Hörfunk-Standbein so reüssieren kann, wird einen, dem es um Medienvielfalt im Land geht, nur bedingt freuen.
Was auch diesmal positiv auffällt, ist, dass das Edelprogramm des ORF, Ö1 also, wieder zugelegt hat. Europaweit sind die Quoten des Kultursenders ja kaum anderswo erreicht: Dass sich Ö1 mit nun 9,5 Prozent Reichweite bei den 14- bis 49-Jährigen schmücken kann, bedeutet eine Steigerung von fast einem Prozentpunkt.
Einmal mehr gilt also, dass die ORF-Gebühren nirgends so gut angelegt erscheinen, wie beim Flaggschiff Ö1. Und einmal mehr fragt sich der Gebührenzahler, warum der radiophone Erfolg der öffenlich-rechtlichen Anstalt nicht auch auf die entsprechenden Bemühungen im Fernsehen übertragbar ist. Das "Nehmt euch an Ö1 ein Beispiel“ sollte in Bezug aufs Fernsehe jedenfalls nicht verstummen.
Im Qualitätsradiosegment muss der ORF mit dem Erfolg auch einen Misserfolg vermelden: Denn beim Jugend-Pendant zu Ö1, FM 4, sind die Quoten im Keller. Gerade noch zwei Prozent erreicht dieser Sender, was angesichts der Ambition und der Qualität des Programms betrüblich scheint.
Die Rufer nach einem sichtbaren Public Value betonen zwar immer, der ORF solle nicht auf Quoten schielen. Im Fall von FM 4 hofft man, dass eine schwindende Reichweite die Anstalt doch nicht verleitet, an diesem Programm substanziell zu sparen.
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