Der personifizierte Wettkampf der Systeme

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Der Präsident der Vereinigten Staaten und der Generalsekretär der KPdSU – sie waren die Gesichter des Kalten Krieges, der personifizierte Wettkampf der Systeme, die Gegenspieler in der ersten Reihe fußfrei des Ost-West-Konflikts. Stalin, Harry S. Truman und Dwight D. Eisenhower gelten als die Kühltürme des Kalten Krieges. Mit der Eisenhower-Doktrin 1957 wurde der absolute Nullpunkt erreicht. Damit werden die USA ermächtigt, überall und mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln (also auch Atomwaffen) gegen eine vom internationalen Kommunismus gestartete Aggression in den Ländern des Nahen Ostens vorzugehen.

Ein erstes Tauwetter in der Konfrontation kommt mit Nikita Chruschtschow. Noch mit Eisenhower gelingt ihm (fast) der Schwenk auf einen friedlichen Koexistenzkurs der beiden Machtblöcke. Aber erst mit John F. Kennedys Einzug ins Weiße Haus bekommt Chruschtschow den Gegenspieler, der zu ihm passt – weil die beiden unterschiedlicher nicht sein können. Das machte auch den Reiz des ersten Zusammentreffen der beiden Feinde aus Staatsräson im Juni 1961 in Wien aus. Besonders stürmisch von den Zaungästen begrüßt, heißt es in den Chroniken, wurden die Ehefrauen Nina Chruschtschowa und Jackie Kennedy.

Nicht über die Schwelle des Nuklearkriegs schreiten

Und Jackie mag mit ihrer Einschätzung recht haben, die sie im Brief an Chruschtschow nach Kennedys Ermordung geschrieben hat: „Sie und er waren Gegner, die jedoch die Überzeugung verband, dass man die Welt nicht in die Luft sprengen darf.“

Was ausgerechnet den beiden Entspannungspolitikern mit der Kuba-Krise im Oktober 1962 beinahe gelungen wäre. Der Kalte Krieg war an der Schwelle eines Nuklearkrieges angelangt. Letztlich schritten aber weder Ost noch West darüber. Um den Kontakt zu verbessern, wurde von da an das „Rote Telefon“ zwischen dem Weißen Haus und dem Kreml installiert. Doch die Direktverbindung kann weder den sowjetischen Einmarsch in Prag 1968 noch amerikanische B-52 Bomber über Nordvietnam 1972 verhindern.

Die Befehle dazu kamen von Leonid Breschnew und Richard Nixon. In der Geschichtsschreibung stehen beide trotzdem für die Politik der Détente – der Zusammenarbeit, der Entspannung. Die Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) und der Beginn des Helsinki-Prozesses waren entscheidende vertrauenserweckende Schritte dieser Jahre. 1977 übernimmt Jimmy Carter den roten Telefonhörer auf amerikanischer Seite. 1979 wird das Katastrophenjahr für die USA: sowjetische Invasion in Afghanistan, islamische Revolution im Iran mit Geiselnahme in der Teheraner US-Botschaft. Nach diesem Schwächezeugnis braucht Amerika einen neuen Kalten Krieger: Ronald Reagan stempelt die UdSSR zum „Reich des Bösen“ und startet im Rüstungswettlauf zu Erde und im Weltraum neu durch.

Der kranke Andropow und der alte Tschernenko können dem Rambo-Präsidenten nichts entgegensetzen. Erst Michail Gorbatschow behauptet sich als adäquates Vis-à-vis – dieses Mal nicht als Feind, sondern als Partner. Der Kalte Krieg ist vorbei. Mit George W. Bush und Wladimir Putin beginnt die Farm-Datscha-Diplomatie, die am besten mit dem Mafia-Leitspruch beschrieben wird: „Halte deine Freunde eng an dich – aber deine Feinde noch enger.“ (wm)

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