Der Schwan bringt ein neues Festspielhaus

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Mit "Lohengrin“ schließt Gustav Kuhn bei den Tiroler Festspielen Erl heuer den Kreis der zehn großen Wagner-Opern. 2015, zu seinem 70. Geburtstag, wird er sie alle auf das Programm des Sommerfestivals setzen, inklusive des für 2014 geplanten neuen "Ring des Nibelungen“. Längst ist das Dorf Erl nahe Kuf-stein mit seinem markanten Passionsspielhaus eine Destination internationaler Wagner-Wallfahrer geworden. Im Wagner- und Verdi-Jahr 2013 setzt Kuhn eine Pointe und spielt nur Verdi - die trilogia popolare "Rigoletto“, "Il trovatore“ und "La Traviata“.

Primat der Musik, reduzierte Szene

Es gibt mehrere Gründe dafür: 2013 begeht Erl "400 Jahre Passionsspiele“, das Haus steht Kuhn nicht zur Verfügung. Unmittelbar daneben lässt Bauunternehmer Hans Peter Haselsteiner für den Dirigenten aber um 36 Millionen Euro (mit finanzieller Unterstützung von Land und Bund) ein Festspielhaus aus dem Felsen wachsen. Seit Richard Wagner ist das keinem Festspielgründer mehr passiert. Das von Delugan Meissl Associated Architects, Wien, geplante Theater mit reichlich Infrastruktur wird über 862 Sitzplätze und einen Orchestergraben, den Kuhn als den größten der Welt bezeichnet, verfügen. Das Haus wird am 26. Dezember 2012 mit dem ersten Erler Winterfestspiel (Bach, Mozart, Verdi, Rossini) eröffnet. Und nächsten Sommer gibt es dort eben Verdi.

Derzeit aber viel Wagner im Passionsspielhaus. Stürmisch gefeiert wurde der neue "Lohengrin“. Da geht Kuhns Konzept des Musikprimats und der reduzierten Szene mit Konzentration auf die Personenregie auf, durch die intensiv lebendige Deutung, Erzählung, Kommentierung und Schattierung des inneren und äußeren Geschehens im Orchester wird die Statik auf der Bühne sublimiert. Kuhn erreicht mit der wie immer auf der Bühne steil aufragend postierten reichen Musikerbesetzung eine Transparenz, ein Irisieren und einen Glanz, wie er aus einem Orchestergraben kaum zu vernehmen ist. Der Chor hat beeindruckende Qualität und wird szenisch im Brautzug durch die Erler Kinder als Brautpaare ersetzt. Wie in "Parsifal“ tänzelt der Schwan in Gestalt der Ballerina Claudia Czyz.

An der Spitze der von Regisseur Kuhn pathosfrei geführten Protagonisten der strahlend lyrische Wohlklang des tschechischen Tenors Ales Briscein in der Titelpartie, an seiner Seite der jugendliche und doch reif aufstrahlende Sopran von Susanne Geb als Elsa. Mona Somm bot als Ortrud Erotik und auflodernde Expressivität, etwas biederer der Telramund von Oskar Hillebrandt. Andreas Silvestrelli spendierte König Heinrich seinen voluminösen Bass, Michael Kupfer ist ein stimmschöner Heerrufer.

Weitere Termine

20. und 28. Juli 2012

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