Der "Sissi" kam sie nicht mehr aus

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Das Filmarchiv Austria richtet eine Romy-Schneider-Retrospektive im Wiener Imperial-Kino aus.

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Das Filmarchiv Austria richtet eine Romy-Schneider-Retrospektive im Wiener Imperial-Kino aus.

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Ihr Leben gehörte dem Film. Bereits als 15jährige stand Rosemarie Albach-Retty, besser bekannt als Romy Schneider, vor der Kamera und spielte innerhalb von knapp 30 Jahren in fast 60 Kinofilmen. Der Bogen spannt sich von "Wenn der weiße Flieder wieder blüht" (BRD 1953; Regie: Hans Deppe) bis zur "Spaziergängerin von Sans-Souci" (F/BRD 1982; Regie: Jacques Rouffio) und umfaßt ein Repertoire unterschiedlichster Rollen, oft problematische Frauenfiguren, von denen sie immer wieder sagte, es sei sehr viel von ihr persönlich in ihnen enthalten. Der Hang zu Theater und Film lag schon in der Familie: ihre Großmutter Rosa Retty, ihr Vater Wolf Albach-Retty und ihre Mutter Magda Schneider, alle konnten sie auf eine ansehnliche Schauspieler-Karriere zurückblicken.

So ist es nicht verwunderlich, daß die 1938 geborene Romy Schneider schon als Mädchen wiederholt Gelegenheit fand, vor der Kamera zu stehen. In ihren ersten Filmen verkörpert sie meist die naive Unschuldige, ein Typus, der beim Publikum gut ankommt und sie 1955/56/57 unter der Regie von Ernst Marischka als "Sissi" berühmt werden läßt. Der Erfolg entpuppte sich als zweischneidig. Einerseits verschafft ihr diese Rolle einen sicheren Platz in den Herzen der Zuschauer, andererseits wurde sie dadurch in ein Klischee gedrängt, das sie ein Leben lang zu verfolgen schien.

Ende der fünfziger Jahre übersiedelte sie nach Paris, wo ihre eigentliche Karriere begann. Anfangs hatte sie hart zu kämpfen, um Rollen zu bekommen, in denen sie ihr Talent entfalten konnte, in denen sie eine Herausforderung sah. Immer wieder drängte sich das Sissi-Image zwischen sie und anspruchsvolle Produktionen. Doch ihr Talent und ihre Energie setzten sich durch. Sie arbeitete mit verschiedensten Regisseuren und Schauspielern zusammen und wurde zu einer Galionsfigur des französischen Kinos.

Sie brach etliche gesellschaftliche Tabus, schockierte ihre Fans etwa zusammen mit Michel Piccoli in "Trio Infernal" (F/D/I 1973/74; Regie: Francis Girod), spielte zusammen mit Peter Sellers, Peter O'Toole und Woody Allen, von dem auch das Drehbuch stammte, in "What's New Pussycat" (GB 1964/65; Regie: Clive Donner) oder brillierte als laszive Leni in Orson Welles' genialer Kafka-Verfilmung "Der Prozeß" (F/I/BRD 1962) etc.

Doch so erfolgreich sie beruflich auch war, so wechselhaft und zeitweilig unglücklich verlief ihr Privatleben. In jungen Jahren verlobt mit Alain Delon, später verheiratet mit dem Theaterregisseur Harry Meyen und schließlich mit ihrem Sekretär Daniel Biasini, erlebte sie wiederholt das Scheitern einer Beziehung. Der schlimmste Schicksalsschlag war jedoch 1981 der tödliche Unfall ihres Sohnes aus erster Ehe. Im Jahr darauf starb Romy Schneider in Paris an Herzversagen.

Das Filmarchiv Austria präsentiert nun im Imperialkino eine umfassende Retrospektive ihres Schaffens unter dem Motto "Zwei Gesichter einer Frau". Es werden frühe deutsche Filme ebenso gezeigt wie die späteren französischen und internationalen Produktionen, und so entsteht ein eindrucksvolles Bild von der Vielseitigkeit dieser einzigartigen Schauspielerin.

Bis 6. Juni Imperialkino, Rothgasse 9/Rotenturmstraße 19, 1010 Wien Information: (01) 533 32 23

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