Der Street View, der zuviel sieht

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Der Street View von Google Earth, jenes Spielzeug des größten Internet-Suchdienstes, mit dem dreidimensionale Momentaufnahmen von Straßen per Internet erlebbar werden, macht sich beinahe täglich neue Feinde.

Verantwortlich dafür sind jene Bilder, die von Google zur Belustigung von mehr als einer Milliarde Usern laufend ins Netz gestellt werden. Nicht leere Straßenzüge sind da zu sehen, nein das pralle Leben selbst. Zu den derzeit meistgeklickten Images gehört demnach die Aufnahme eines auf einem Gehsteig gassigehenden Hundes samt Herrl und die eines Autobusfahrers, der am Straßenrand seine Notdurft verrichtet. Wem das noch nicht reicht: Haben Sie schon die Polizeikontrolle eines jugendlichen Chevy-Fahrers gesehen oder den Autofahrer, der es schafft, gleichzeitig zu lenken, zu telefonieren und sich eine Zigarette anzuzünden? Ganz zu schweigen von dem Bankomatkunden, dem die Google-Kamera just in dem Moment über die Schulter filmt, als er seinen Code eintippt.

Spätestens an diesem Punkt ist übrigens der Humor der meisten Datenschützer zu Ende und laute Protestschreie gegen Google ereilen auch die Politik: Dann was darf der Internetgigant eigentlich nicht? Er nimmt sich die Urheberrechte von Autoren, er filmt Menschen, ohne sie zu fragen – und das alles im Namen einer Informationsfreiheit für alle, die die Rechte des Einzelnen nicht mehr kennt. Nach bisheriger Gesetzeslage wurde Google erst tätig, wenn sich ein Privatbeteiligter nach vollzogener Zurschaustellung beschwerte.

Nun könnte es zu einer Art Beweislastumkehr kommen: Zuerst fragen, dann filmen, soll die Devise lauten. Im November kündigte der Schweizer Datenschutz eine Klage an. In Deutschland ist die zuständige Ministerin Ilse Aigner gerade dabei, die „millionenfache Verletzung der Privatsphäre“ per Gesetz zu stoppen. In Griechenland ist bereits ein Verbot in Kraft. Und Österreich? Hier bleibt man gewohnt gelassen: Google Street View Austria startet heuer.

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