Der Tod aber ereilte alle

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Die Kärntner Landesausstellung entführt ins eigentlich gar nicht so finstere Mittelalter.

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Die Kärntner Landesausstellung entführt ins eigentlich gar nicht so finstere Mittelalter.

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Wie lebten die Menschen im Mittelalter? Wie wohnten sie, wie unterhielten sie sich, welche Gefahren bedrohten sie? Solche Fragen beantwortet die Kärntner Landesausstellung "Schauplatz Mittelalter Friesach". Diese älteste Stadt Kärntens lag an einer Handelsstraße zwischen Venedig und Wien, hob Maut und Zölle ein, sogar der Salzburger Erzbischof erhob sie zu seiner Nebenresidenz. Adel und Bürgertum erwarben Luxusgüter aus Venedig oder dem Orient, den niederen Ständen bot die Stadt Lebensunterhalt und Sicherheit.

Allerdings, so finster wie es heute die Räume der Landesausstellung sind, war das Mittelalter nicht. Die Ausstellungsräume im gotischen Fürstenhof sind klein, die Ausleuchtung lässt sie großteils im Halbdunkel, Beschriftungen sind oft kaum leserlich. Das ist schade, denn die rund 400 Objekte - auch Kopien sind zu den Originalen gemischt - aus vielen europäischen Ländern sind vorzüglich.

Das Ausstellungskonzept entführt den Besucher in vergangene Zeiten: Zentrum der ummauerten Stadt war der Marktplatz. Da lag Wolle neben der Bernsteinkette, heimisches Gemüse neben exotischen Gewürzen, mit denen man die recht groben Speisen verfeinerte - und Geruch und Geschmack des nicht immer einwandfreien Fleisches überdeckte. Markttage wurden mit einer heiligen Messe gefeiert, denn die Kirche war Mittelpunkt des Lebens. Sie war mit hervorragenden Kunstwerken ausgestattet, mit Flügelaltären, Statuen, goldenem Altargerät. Juden hatten mit wenig Toleranz zu rechnen, sie gehörten zu den Randgruppen wie Bettler und Krüppel.

Bei Krankheiten aber waren alle gleich hilflos. Niemand konnte Seuchen abwehren, auch wenn ausgefallene Dinge teuer zu kaufen waren, wie der aus Haaren gebildete Magenstein der Bezoarziege. Manchmal hatten es Arme sogar besser, denn sie konnten sich die Aderlässe kaum leisten, mit denen so mancher Patient umgebracht wurde. Das war schlecht angelegtes Geld, mit dem die Friesacher sonst recht gut umgehen konnten. Sie prägten sogar eine eigene Münze, den Friesacher Pfennig, der bis Dalmatien und Ungarn verbreitet war.

Adel und Bürger kleideten sich auch ihrem Stand entsprechend. Originale Kleidung aus dieser Zeit ist kaum erhalten, doch Schuhe zeigen den Standesunterschied: einfache Lederschuhe für das niedere Volk, spitze Schnabelschuhe, die das Gehen mühsam und Arbeit unmöglich machten, für Adel und Bürger. "Trippen" aber waren recht vernünftige Holzsandalen mit Absätzen unter Ferse und Zehen. Sie schützen die feineren Schuhe vor Straßenschmutz.

Adel und Bürger liebten Feste mit Tafel, Musik und Tanz. Die "Carmina Burana" wurden in der Gegend von Friesach aufgezeichnet, durch Ulrich von Liechtenstein ging diese Stadt in die Literaturgeschichte ein. Eine Tafel ist mit einfachem Geschirr aus Ton oder Holz gedeckt, man aß mit Löffeln, Gabeln waren unbekannt. Der Tod aber ereilte alle, wie es die Kopie eines Totentanzes zeigt, leider nicht die des für Österreich einmaligen aus Metnitz. Im zweiten Teil der Ausstellung, dem Getreidespeicher, soll eine Installation des Bühnenbildners Hans Hoffer den Besucher auf "Die Spur des Einhorns" locken, soll mit Klängen und Projektionen mystische Gefühle erwecken.

Bis 28.Oktober

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