Der Trend in Richtung gratis

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Ein frappierendes Ergebnis brachte die jüngste „Österreichische Auflagenkontrolle“ (ÖAK) fürs erste Halbjahr 2010: Die Tageszeitung Österreich firmiert in den strengen Augen der Auflagenzähler nunmehr unter „Gratispublikationen“. Sprich: Das Fellner-Blatt verbreitet mehr als die Hälfte seiner Auflage gratis.

Österreich und heute, die tägliche Gratispublikation unter der Geschäftsführung von Eva Dichand, sitzen also im selben Boot. Wiener U-Bahn-Fahrgäste wussten das alles ja längst schon, denn sie werden oberirdisch mit den Fellner’schen Entnahmestationen und unterirdisch mit den Dichand’schen behelligt.

Frappierend ist das ÖAK-Ergebnis aber nicht nur für Österreich-Gründer Fellner, der nun endgültig im Gratisblatt-Eck gelandet ist. Sondern auch der schreibenden Zunft, die sich auch ein wenig um Informations-Qualität bemüht, wird einmal mehr vor Augen geführt: Der Trend in Richtung gratis hält weiter an. Die Botschaft „Information darf nichts kosten“ ist weiter in den Hinterköpfen – und führt zu den fatalen Folgen, dass der Kostendruck damit auf die Informationsbereiter, sprich die Journalisten, abgewälzt wird. Der Kahlschlag in den Redaktionsstuben wird also weitergehen.

Ein Indiz für diesen Befund sind auch Marketingmaßnahmen im Kaufzeitungsmilieu. Die beiden in der Mediaprint nolens volens zusammengeschweißten Tageszeitungen Krone und Kurier werben dieser Tage mit einem jeweiligen Gratisabo bis Jahresende. Das heißt also, man kann den Kurier oder die Krone, wenn man sie danach abonniert, ein Dritteljahr umsonst lesen.

Klar, dass diese Marketing-Maßnahme so angelegt ist, dass weder Kurier noch Krone in der nächsten ÖAK als „Gratisblätter“ aufscheinen. Aber die Botschaft ist ebenso klar: Gedruckte Information (von online reden wir da noch gar nicht …) ist zum Dumpingpreis zu haben. Und die Qualität derselben? Die kommt offenbar unter „ferner liefen“.

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