Der unmögliche Spagat

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Rupert Murdoch kennen Sie bestimmt. Aber auch Arthur J. Sulzberger, der soeben 60 geworden ist? Sein Name ist eher Eingeweihten ein Begriff. Wie so viele Verleger, sucht er nicht das Rampenlicht. Er ist in fünfter Generation Herausgeber der New York Times - und sein Ururgroßvater war es, der das Leitmotto dieser hehren Institution erschuf, das in der linken oberen Ecke der Titelseite seit über 100 Jahren den Anspruch der Redaktion verkündet: "All the news that’s fit to print“.

Als vor ein paar Jahren Murdoch das Wall Street Journal übernahm, es dann wild entschlossen umkrempelte und alte Zöpfe abschnitt, hieß es in der Branche, nun würde der New York Times an ihrem eigenen Sitz ernsthafte Konkurrenz erwachsen. Zeitweise stand die "Grey Lady“ - wie die Amerikaner das Blatt liebevoll nennen, obschon es bereits lange vor dem Wall Street Journal gelegentlich auch kess auf dem Boulevard daherstöckelt - kurz vor dem Aus. Der mexikanische Investor und TV-Magnat Carlos Slim sowie Hedgefonds stiegen ein und borgten das nötige Kleingeld, allein Slim 250 Millionen Dollar.

Inzwischen hat sich die Lage wohl etwas entspannt. Die New York Times hat es in kurzer Zeit geschafft, 400 000 zahlende Nutzer für ihr Online-Angebot zu gewinnen. Und das Wall Street Journal muss mit einem beträchtlichen Reputationsschaden klarkommen, einfach weil es zu Murdochs Zeitungsimperium gehört.

Auch das Haus Springer kennt diese Lektion: Solch ein Spagat ist schwer durchzuhalten. Wer das meiste Geld mit Schund und schrägem Boulevard-Journalismus scheffelt, tut sich schwer, im elitären Marktsegment der Qualitätszeitungen - wie eben die New York Times oder bei uns im deutschen Sprachraum die Frankfurter Allgemeine, die Süddeutsche oder die Neue Zürcher Zeitung - Gediegenheit und Glaubwürdigkeit auszustrahlen.

* Der Autor ist Medienwissenschafter an der Uni Lugano/CH

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