Derzeit überarbeitet

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Beim Durchsehen alter Zeitungen wundere ich mich, wie sich eine wahlgewinnende Partei wochenlang wie ein Tanzbär am Nasenring durch die Manege ziehen lässt und dabei so eine friedfertige Miene aufsetzen mag. Während sich eine abgewählte Fraktion dergestalt die Regierungszeit noch ein wengerl verlängert. Etwa um noch ein paar Personalentscheidungen zu erledigen.

Auch in der deutschen Metropole wurde im Herbst gewählt, aber in Berlin, wo bekanntlich alles immer so wahnsinnig schnell geht, gibt es bereits eine neue Regierung. Der scheidende Kultursenator Thomas Flierl (PDS), der mit ebensolcher Unbeholfen-wie Entschlossenheit ehemalige Bürger der DDR für leitende Positionen des städtischen Kulturlebens erwählt hat, kürte ein paar Tage, bevor er sein Büro räumen musste, den Dramaturgen Thomas Oberender (geboren 1966 in Jena) zum neuen Intendanten des "Deutschen Theaters". Das Ensemble wehrt sich, das Internet schweigt: www.thomas-oberender.de - "diese Seite wird derzeit überarbeitet."

In Wien hatten wir gerade den Fall Hartmann. Gerade ein paar Monate Direktor des Zürcher Schauspielhauses, schon unterschreibt der einen Vertrag mit dem Burgtheater. Mit anderen Kandidaten redete man erst gar nicht. Thomas Oberender, zur Zeit ebenfalls Zürich, hebt ab nach Berlin, bevor wir bei den "Salzburger Festspielen" sein erstes Schauspiel-Programm erleben können. Was geht in diesen Menschen nur vor?

Die Zeitungen bieten mir Gott sei Dank auch erfreulichere Themen an. Etwa: Wie verwandle ich mein Badezimmer mithilfe einer aus poliertem und gebürstetem Edelstahl gefertigten Regendusche in eine Wellness-Oase? Oder wäre Ihnen, ganz aktuell, das europaweite Ranking der Weihnachtsmärkte lieber?

Der Autor arbeitet am Kulturforum der Österreichischen Botschaft in Berlin.

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