Deutlicher Bild-Wink

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Ist Holbeins "Lais" gar keine Mahnung zur Sittsamkeit?

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Ist Holbeins "Lais" gar keine Mahnung zur Sittsamkeit?

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Von Hans Holbein dem Jüngeren war seit längerem nicht viel die Rede. Vor zwei Jahren gab ein internationales Symposion in Basel der Forschung neue Impulse. Nun liegen, in einem reich illustrierten Band, die Referate vor. Gelegenheit, sich ein Bild von den Fragen zu machen, die sich 500 Jahre nach der Geburt eines Meisters noch stellen. Die Palette reicht von Holbeins Einfluß auf die Druckgraphik, die sich noch lang bei ihm bediente, über die mit Röntgenstrahlen geklärte Frage, ob der Restaurator Nikolaus Grooth 1771 die Baseler Passionstafeln stark übermalte (er tat es nicht) bis zur neuen Sicht einzelner Bilder. Besonders markantes Beispiel: Jürgen Müller bricht mit der Deutung der Lais Corinthiaca als Warnung vor käuflicher Liebe und meint, daß Holbein in diesem exzellent gemalten kleinen Bild die Unbezahlbarkeit der Schönheit thematisierte. Die schematische Darstellung des Goldes kontrastiere mit der Wiedergabe der anderen Materialien - Ausgangspunkt einer brillanten Beweisführung, daß der Maler den Primat der Schönheit über das Geld ausdrücken wollte und die Schönheit der Lais mit jener der Kunst gleichsetzte. Das als Vorzeigewerk gemalte "Kabinettstück" könne daher sehr wohl als Mahnung an den Auftraggeber verstanden werden, sich nicht knauserig zu zeigen, weil er sonst kein Bild bekäme - so wie der knauserige Liebhaber nicht die schöne Lais.

HANS HOLBEIN DER JÜNGERE Akten des Internationalen Symposiums Schwabe Verlag, Basel 1999 244 Seiten, kt., 178 Abbildungen, 23 Farbtafeln, öS 570,-/e 41,42

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