Deutsche in Österreich

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Eine Nachsommer-Satire.

Schluss mit dem Gejammer der Touristiker, dass die Deutschen ausblieben und uns im Stich ließen! Kein Wort wahr! Österreich ist voll von ihnen. Sie scheuen weder Doppelmaut noch Schlechtwetter und helfen uns, wo es nur geht. Am Salzburger Domplatz verkleiden sie sich als Fantomas und brüllen "Jedermann". In Wien lassen sie sich eigens einbürgern, um für die Österreichische Nationalmannschaft antreten zu können. Nach den Austrokanadiern im Eishockey jetzt die Austrogermanen im Fußball. Heimat, bist du großer Leihsöhne! Ein Wunderteam! Übrigens haben die Österreicher, um nicht länger wie Deutsche auszusehen, die Dressen gewechselt und spielen nicht mehr weiß-schwarz, sondern rot-weiß. Daraufhin haben auch die anhänglichen Deutschen die Dressen gewechselt und spielen, um wieder wie Ösis auszusehen, auch in rot-weiß. Jetzt sehen beide aus wie Schweizer (Schwitzis). Wenn gar nichts mehr geht, verdingen sie sich bei einem Wanderkasperltheater und legen dem Kasperl mitten in Österreich Sätze in den Mund wie: "Großmutter, mach mal halblang!"

Und die Deutschen sind auch rund um unsere Seen zu finden. Als Personal. Das waren noch Zeiten, als Österreicher zum Arbeiten nach Deutschland gingen! Jetzt warten die Deutschen in Österreich auf ihre Landsleute, damit sie ihnen Capuccino servieren können. Genaugenommen sind es lebenslustige, junge Frauen aus Magdeburg, Dresden und Leipzig. Nur unsere Polinnen und Slowakinnen sind noch hübscher. Und billiger. Die deutschen Fräulein sind schon im Winter als Saisoniers nach Lech und Kitz und an den Weißensee gekommen. Gebirgsunerfahren haben die jungen Dinger ihre alten Golfs und Polos und Trabis auf österreichischem Glatteis zu Schrott gefahren, und im Sommer haben sie ihre Schulden abgearbeitet. Ihre Vorteile: 1. Sie sächseln zwar ein bisserl, aber dank unserer Kabelfernseherfahrung gibt es im großen und ganzen keine Sprachprobleme. 2. Sie sind so freundlich, nett und unkompliziert wie manch alteingesessener österreichischer Oberkellner nie war und nie werden wird. 3. Sie sind Balsam für den österreichischen Minderwertigkeitskomplex. 4. Die Deutschen können sich bei uns wie daheim fühlen. Urlaub in Österreich heißt heute: Westdeutsche, die sich von Ostdeutschen bedienen lassen. Wir haben damit nichts zu tun. Wir raunzen nur. Wie immer.

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