Dialog zweier "Unscheinbarer"

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Interessante Marguerite Duras-Premiere in der Wiener "Gruppe 80"

Kiesboden, grüne Klappsessel vor Buschreihen, im Hintergrund Kinderlärm und Vogelgezwitscher: Eine Sie, "ein unscheinbares Mädchen", und ein Er, "ein unscheinbarer Mann", beginnen das "Gespräch im Park", ein Drama der französischen Autorin Marguerite Duras (1914-1996). Das im Jahr 1956 uraufgeführte Stück, das damals den großen Samuel Beckett fasziniert und zum viermaligen Besuch der Produktion veranlasst hat, wird derzeit im Theater "Gruppe 80" in Wien-Gumpendorf gezeigt.

Im Zentrum steht das Gespräch, auf das die beiden weniger handelnden als redenden Personen sichtlich hungrig sind, weil sie sonst offenbar wenig Gelegenheit dazu haben. Aber während sich der Handlungsreisende in reiferen Jahren zunächst sehr allgemein, lebensweise und zurückhaltend zu geben versucht, macht das 20-jährige Dienstmädchen aus seiner Sicht der Dinge schon bald keine Mördergrube: Sie will einen Wechsel in ihrem Leben herbeiführen und geht deshalb regelmäßig auf Tanzveranstaltungen, weil sie hofft, einmal von einem Mann "erwählt" und geheiratet zu werden. Er sei mit seinem Leben ganz zufrieden, behauptet ihr Gesprächspartner am Anfang, ehe er dann eingesteht, dass er sich nur an eine einzige wirklich schöne Zeit - einige Reisetage in einer weißen Stadt am blauen Meer - klammert.

Das Gespräch bringt die beiden - sehr überzeugend gespielt von Kirstin Schwab und Peter Strauss - einander näher. Offenbart sie ihre Probleme, macht er ihr Mut, deutet er Verzweiflung an, versucht sie, ihn zu trösten. Manchmal fallen sie einander auch ins Wort, oder sie reden aneinander vorbei, weil jeder gerade mit einem anderen Thema beschäftigt ist. Aber sie entdecken auch Gemeinsames wie die Freude am Tanzen. Ob es ein Wiedersehen gibt - vielleicht auf einem Ball - bleibt beim Abschied offen.

Sehr behutsam lässt die mit Duras-Werken vertraute Regisseurin Helga Illich in der Ausstattung von Carlo Tommasi den Dialog. Um die Konversation szenisch etwas aufzulockern, treten die Akteure zeitweise hinter seitlich aufgebaute Fenster, wo ihre Wünsche und Gedanken nicht nur in Worten, sondern auch in Bildern Ausdruck finden. Obwohl sich bisweilen die Frage einstellt, ob der Text nicht als Hörspiel fast die gleiche Wirkung entfalten könnte wie als Theaterstück - ein erlebenswerter Theaterabend.

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