Die Bühne Landschaft

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Als das Interesse an der Natur erwachte: Flämische Landschaftsspezialisten.

Unter den Schwerpunkten, die das Wiener Kunsthistorische Museum besitzt, befinden sich Landschaftsbilder berühmter flämischer Meister. Was lag also näher, als eine Ausstellung diesem Thema zu widmen und hier Vorhandenes mit themenbezogenen Beispielen aus dem Besitz anderer prominenter Häuser zu verweben?

In Kooperation mit der Kulturstiftung Ruhr in Essen, Villa Hügel, und dem Koninklijk Museum voor schone Kunsten in Antwerpen ist nun "Die flämische Landschaft 1520-1700" entstanden, wunderbar abgerundet mit Leihgaben aus aller Welt. Ausgewählt wurden insgesamt rund 130 Gemälde und 18 Graphiken, geschaffen von in Antwerpen und Brüssel tätigen Malern um das Dreigestirn Patinir, Peter Bruegel d.Ä. und Peter Paul Rubens.

"Weltlandschaft"

Mit der Villa Hügel hatte man schon im Jahr 2002 den ersten Teil unter dem Titel "Das flämische Stillleben 1550-1680" im Palais Harrach arrangiert und bereits 1997/98 war man zu dritt angetreten, um die Kunstinteressierten in die Schau "Breughel-Brueghel" ins Haus am Ring zu locken. Eine bewährte, solide Partnerschaft also. In Wien kann die Schau um Werke Pieter Bruegels d.Ä. erweitert gezeigt werden.

Im 15. Jahrhundert finden wir Landschaften als Hintergrund für biblische und weltliche Szenen. Später wird die Landschaft "herausgelöst" und "vergrößert" wiedergegeben. Die Figuren sind oft nur mehr reine Staffage und wirken wie schwerfällige Darsteller auf einer prachtvollen Bühne. Um 1520 setzt man das Entstehen des Landschaftsbildes als eigenständige Bildgattung an. Joachim Patinir ist der erste "Landschaftsspezialist". Mit seinem Namen verbindet man den Begriff "Weltlandschaft" oder "Überschaulandschaft". Zerklüftete Felsen schieben sich in die Weite der Landschaften. Die subtile Farbgebung der einzelnen Bildbereiche ist immer gleich und wirkt kristallin.

Etwa ab 1540 setzt mit diversen Mischformen wellenförmig eine Loslösung vom Typus Weltlandschaft ein. Die Überschaulandschaft in der Tradition Patinirs wird mit realistischen Motiven - Versatzstücke von Naturstudien - angereichert. Die Art wie Beobachtung und Erfindung miteinander verflochten werden, macht einen Pieter Bruegel d.Ä. auch heute noch zum Star und Publikumsmagneten. Ihn lobte ein Zeitgenosse folgendermaßen: "Auf seinen Reisen hat er viele Veduten nach der Natur gezeichnet, so dass gesagt wird, er habe, als er in den Alpen war, all die Berge und Felsen verschluckt und als Malbretter wieder ausgespien, so nahe vermochte er in dieser und anderer Beziehung der Natur zu kommen." Nach seiner Rückkehr aus Italien entstanden die Zeichnungen für die Stichfolge der "Großen Landschaften". Die fremdländischen Landschaften waren als Vorlage beliebt.

Phantasielandschaften

Die Profanierung der Kunst, das erwachte Selbstbewusstsein des Malers und des Bürgers und das Interesse an der Darstellung der Wirklichkeit sind die Voraussetzung für das Entstehen des Kunstmarktes. Die Maler spezialisieren sich auf Untergattungen: von der topografischen Stadtansicht über Wald-, Fels- und Seelandschaften, Jahreszeitendarstellungen, bis hin zu Paradies- und reinen Phantasielandschaften. Produziert wird viel und für jeden Geldbeutel, wobei im Vergleich zu anderen Bildgattungen die Landschaftsdarstellungen relativ günstig waren und bis Italien, Spanien und Portugal exportiert wurden.

Eine andere herausragende Figur - Peter Paul Rubens - sammelte leidenschaftlich Landschaftsbilder seiner Kollegen. Seine Landschaften wurden wegen ihrer malerischen Qualität und wegen der atmosphärischen Gestaltung bewundert. Er gilt als der Hauptmeister der flämischen Landschaftskunst im 17. Jahrhundert.

Die flämische Landschaft 1520-1700

Kunsthistorisches Museum,

Burgring 5, 1010 Wien

Bis 12. April Di-So 10-18, Do bis 21h

www.khm.at/landschaft

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