Die Causa am Köcheln gehalten

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Dass es rund um einen clamorosen Fall auch allerlei Trittbrettfahrer gibt, die das Licht der Öffentlichkeit suchen und/oder sich darin zu sonnen trachten, ist hierzulande längst evident. Wenn zuletzt der Abgeordnete aus einem eigentlich geheimen Parlamentsausschuss die Causa Priklopil am Köcheln hält, dann ist das mehr als problematisch: Eigentlich darf der Herr Politiker nichts sagen, tut es dann doch und ergeht sich - mit dem Ausdruck des Bedauerns - aber in bloßen Andeutungen.

Die Medien im Lande sind da gerne Mitspieler, denn immerhin geht es um behauptete Verschwörung, und was da - längst nicht nur am Boulevard - an geäußerten Fantasien herumgeistert, erfüllt schon manchen Plot für Romane oder Spielfilme. Aber steckt hinter den Fantasien auch Wahrheit - das ist doch die Frage, welche die Medien zu interessieren hat. Dass dann nebstbei die Populisten im Land gleich zur Selbstjustiz greifen - siehe der FPÖ-Funktionär und Polizist - passt ins Sittenbild.

Wenn sich Natascha Kampusch in die Diskussion einschaltet, ist dies legitim und verständlich, zumal ihr da alles Mögliche unterstellt wird. Aber dass das diese Reaktion medial choreografiert erscheint, hinterlässt dennoch einen gewissen Nachgeschmack: Da ist etwa Christoph Feurstein, der oberste "Versteher“ des Entführungsopfers. Selbstredend, dass sich Natascha Kampusch ihm - und niemandem sonst - offenbart.

Und der ORF transportierte das Thema der letzten Sendung "Thema“ mit der ganzen Promotions-Maschinerie der Anstalt: Die Nachrichten - natürlich die ZIBs am Sonntag - bereiteten den Medienkonsumenten mit dem Holzhammer darauf vor, was am Montag dann on air ging. Sogar der Polit-Talk "Im Zentrum“ widmete sich den Kalamitäten der Causa.

Der ORF wird uns natürlich weismachen, das sei nur aus journalistischem Interesse und in völliger redaktioneller Unabhängigkeit geschehen. Wer das glaubt, wird sicher selig werden.

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