
Die Corona-Pandemie im Theater: Licht aus, Vorhang zu, Bühne leer
Der Text ist gelernt, die Choreografien einstudiert, die Musik verinnerlicht. Das Musiktheater Mistelbach 2020 steht in den Startlöchern. Doch mit einem Schlag ist alles anders. Das Corona-Virus schließt auch den ländlichen Kulturbetrieb. Ein Blick hinter die Kulissen einer abgesagten Musical-Produktion.
Der Text ist gelernt, die Choreografien einstudiert, die Musik verinnerlicht. Das Musiktheater Mistelbach 2020 steht in den Startlöchern. Doch mit einem Schlag ist alles anders. Das Corona-Virus schließt auch den ländlichen Kulturbetrieb. Ein Blick hinter die Kulissen einer abgesagten Musical-Produktion.
Der Vormittagsunterricht an der Fachmittelschule in Wien Floridsdorf ist gerade zu Ende, als die Nachricht auf Reinhards Handy aufpoppt. „Alle Veranstaltungen über 100 Teilnehmer abgesagt.“ leuchtet ihm vom Display entgegen. „Das muss ein Fehler sein“, denkt der Pädagoge im ersten Moment. Pling. Noch eine Nachricht. Ein Link zu einem Online-Artikel des ORF: „Coronavirus: Veranstaltungen stark eingeschränkt“.
Es ist Dienstag, der 10. März, die Pressekonferenz der Bundesregierung zu ersten einschneidenden Maßnahmen aufgrund der Verbreitung des Corona-Virus läuft noch. Gesundheitsminister Rudolf Anschober hat es soeben verkündet: Alle Indoor-Veranstaltungen über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern sollen abgesagt werden. „Die haben sich geirrt. Die haben eine Null vergessen“, überschlagen sich die Gedanken in Reinhards Kopf. In der Schweiz ist doch vor wenigen Tagen auch eine Grenze von 1000 Personen festgelegt worden. Erst gestern hat er eine Nachricht an das Ensemble geschickt, als erste Bedenken bezüglich der Einschränkung von Veranstaltungen aufkamen: „Sollte der Stadtsaal in Mistelbach geschlossen werden, wird vorab Wien lahmgelegt; derzeit sieht es nicht danach aus.“
Hobby: Musicaldarsteller
Reinhard Hirtl ist Gesamtleiter des Musiktheaters Mistelbach, einem zweijährig stattfindenden Projekt des A-Capella- Chor-Weinviertel. Seit über drei Monaten wird geprobt, vier Tage die Woche. Abends und am Wochenende versteht sich, denn die Ensemblemitglieder sind vorwiegend, wie auch Reinhard selbst, in Vollzeit berufstätig. Der Krankenpfleger, die Volksschullehrerin, der Postler, die Journalistin, der Radiologe. Insgesamt 76 Mitglieder zählen Ensemble und Chor. Sie alle teilen eine Leidenschaft, die für Außenstehende oft schwer zu begreifen ist: die Bühne.
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