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Brigitte Fassbaender feiert mit "The Turn of the Screw" einen weiteren Erfolg am Tiroler Landestheater.

Brigitte Fassbaenders Erfolg als Intendantin des Tiroler Landestheaters dreht sich weiter. Sie erzielt hohe Auslastungszahlen, hat in der laufenden Saison mehrere überregional beachtete Produktionen im Reigen der mehr als 30 Premieren und verlängerte ihren Vertrag bis 2012.

Zu Benjamin Brittens Werk hat Fassbaender eine besondere Beziehung und krönt ihre herausragende Britten-Serie, die sie selbst inszenierte, derzeit im Großen Haus mit "The Turn of the Screw" ("Die Drehung der Schraube"), einem sehr englischen Kammerspiel mit dem Reiz des Gespenstischen und der Gefährlichkeit des Vieldeutigen. Benjamin Britten verschmilzt darin eine unterkühlt artifizielle Attitüde mit individuellen Leidensspuren. Die Waisenkinder Flora und Miles wachsen auf einem einsamen Ansitz unter den Augen einer Gouvernante auf. Die junge Frau merkt bald, dass die Kinder unter dem Einfluss zweier Untoter stehen, des ehemaligen Hausdieners Quint und der einstigen Erzieherin Miss Jessel. Die Situation bleibt vage und unheimlich und spitzt sich zu. Der Kampf zwischen der Gouvernante und Quint um das Kind kostet Miles das Leben. Brigitte Fassbaender inszenierte die Novelle, greift den Kammerton in Abkeht von jeder vordergründigen Theatralik auf und setzt mit starker Innenspannung den transparenten Gesangsstil Brittens um, der in der Originalsprache diese einzigartige Schwebe hält. Bettina Munzers Ausstattung geht konform. Ein weißer, türenloser Kinderzimmer-Würfel hält die Protagonisten in ihrer Geschichte gefangen. Verschiebbare Wände verunsichern die Wahrnehmung und lassen die Geister eindringen. Was haben sie als Lebende mit den Kindern angestellt? Oder sind sie nur phantastische Ausgeburten der Phantasie einer hypersensiblen jungen Frau, die im Begriff dessen, was den Kindern geschah, ihre Unschuld verliert? Britten wurde als Junge von einem Lehrer missbraucht und musste seine Homosexualität lange verbergen. Als diese in den gesellschaftlichen Toleranzbereich trat, wurde das Leiden am Tabu auch öffentlich in seinem Werk entschlüsselt. Fassbaender bleibt zurückhaltend, verschweigt diesen werkimmanenten Bereich mit dem Bild des Kusses, der Symbolik des Leuchtturms und einer geöffneten Gouvernantenbluse aber keineswegs.

Sprechende Symbolik

Die Musik sprach immer schon davon. Sie treibt die Schraube unaufhaltsam in die psychische Substanz. Dirigent Leif Klinkhardt leitet 14 herausragende Solisten des Tiroler Symphonieorchesters Innsbruck. Christine Buffle ist zwischen stilvoller Gefasstheit und zutiefstem Erschrecken eine sublime Gouvernante. Anja Scholz hat jenseitige Klänge für Miss Jessel. Kraftvoll, suggestiv und unheimlich Brenden Gunnells Quint, "Seelenfänger aus Lug und Trug voller Geheimnisse und Lüste". Patrick Reiter erfüllt alternierend mit Philipp Ehrmann die Bubenfigur des Miles mit erstaunlichem Verständnis und glasklarer Intonation, zart trotzig Renate Fankhausers Flora.

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