Die Entgrenzung des Mediums Zeichnung

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Fünfzehn internationale Künstlerinnen und Künstler umkreisen die inhaltlichen und formalen Möglichkeiten der zeitgenössischen Zeichnung. In der Ausstellung "The Drawingroom“ in der Innsbrucker Galerie im Taxispalais wird eine enorme Bandbreite präsentiert.

Für die Galerie im Taxispalais ist die von Peter Weiermair kuratierte Ausstellung "The Drawingroom“ eine Anknüpfung an seine " frühen innovativen Aktivitäten“ in den 1960er- und 1970er-Jahren, als er die Taxisgalerie auf einen international renommierten Level brachte. Nun ist er für einen kurzen Moment zurück und hat im Gepäck eine wunderbare Schau, die weit über eine Galerieausstellung hinausgeht, ja durchaus Kunsthallencharakter hat.

Für den Kurator geht es um die gelungene Verbindung von Raum und Zeichnung, sowie um die Diskussion, wie aktuelle Themen in diesem Medium behandelt werden. Der Dialog zwischen unterschiedlichsten Positionen dieses Mediums ist ein gelungener, wobei natürlich auch die Art der Präsentation eine Rolle spielt.

Für Galeriedirektorin Beate Ermacora verweist der Titel "The Drawingroom“ auf jeden Fall " subtil auf mehrere ineinander greifende Fährten und Ebenen“ und sie ist fasziniert von der Tatsache, dass die 15 Künstler aus sehr unterschiedlichen Kulturen und verschiedenen Generationen eindrücklich zeigen, wie divergierend man mit diesem Medium umgehen kann. Alle künstlerischen Ansätze loten nicht nur gedankliche Vorstellungsräume aus sondern beschäftigen sich auch mit räumlichen Zusammenhängen. "Die Zeichnung hat dabei für alle nicht nur Skizzencharakter, ist nicht allein Ideennotation oder dient dem Entwurf malerischer Kompositionen oder bildhauerischer Konzepte, sondern wird als höchst eigenständiges Medium eingesetzt“, so Ermacora.

Spannender, unterschiedlicher Mix

Es sind auch nicht alle Arbeiten nur zweidimensional, manche gehen in die Dreidimensionalität des Raumes, andere wiederum involvieren filmische Sequenzen. Ein spannender Mix, den Kurator Peter Weiermair zusammengestellt hat - aber schließlich definiert er sich ja selbst als "aficionado“ des Mediums Zeichnung und hat den denkbar größten Überblick.

Neben heimischen Größen wie Franz Mölk oder Nikolaus Gansterer, Christian Schwarzwald und Michael Ziegler gibt es auch ganz unbekannte Positionen zu entdecken oder bekannte Arbeiten wie etwa jene des Südtirolers Paul Thuile in neuen Zusammenhängen zu sehen. Thuile ist sehr speziell: Er reiste einzig mit seinem Zeichenstift an und arbeitete vor Ort direkt an den Wänden. Er verbindet die Zeichnung mit der Architektur, die "Wahrnehmung von Räumen“ ist ihm wichtig. Auf den ersten, schnellen Blick wirken die zügig hingeworfenen Details mit ihrer eigenartigen, leicht gekippten Perspektive irritierend. Er verlässt zwar nicht die Zentralperspektive aber er macht quasi einen Schritt zurück und zeichnet "eine Sicht wie von einer Heuschrecke“, was im Klartext ein Ergebnis liefert wie ein Weitwinkelobjektiv beim Fotografieren.

Lucie Beppler arbeitet abstrakt, ihre Liniengeflechte erinnern an traditionelle Positionen der konkreten Kunst, haben damit aber nichts zu tun. Auf mit Gesso oder Kreide grundiertem Papier wird mit Bleistiften, Gravurnadeln, Tuschestiften oder Ölstiften ein haptischer, oft reliefartiger Charakter entwickelt, der den Zeichnungen neben der strukturellen Ordnung auch ein undefinierbares Geheimnis verleiht. Ähnlich feine, filigrane Strukturen charakterisieren die teilweise riesigen Blätter des pakistanischen Künstlers Waqas Khan: handwerkliche Präzisionsarbeit. Die Gesamtperformance ist trotzdem von faszinierender Bewegung mit meditativem Charakter. Nikolaus Gansterer erweitert die Zeichnung zur Installation, der ein ganzer Raum gewidmet ist, Ralf Ziervogel zitiert die Sprache der Comics und hat damit eine ähnlich extreme Position wie Agostino Arrivabene, der eine altmeisterliche Zeichensprache kultiviert. Geoff Chadsey liefert hybride, groteske Porträts, wobei er im Internet gefundene Versatzstücke zusammenpuzzelt. Sandra Vasquez de la Horra schätzt kleine Blätter, auf denen sie das Universum ihrer Heimat Chile festhält. Die Divergenz und schiere Grenzenlosigkeit der Gesamtschau, zu der auch Andrea Fogli, Avish Khebrehzadeh, Danica Phelps und Maya Zack gehören, macht es spannend.

The Drawingroom

Galerie im Taxispalais, bis 4. Mai 2014

Di-So 11-18, Do bis 20 Uhr

www.galerieimtaxispalais.at

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