Die ersten Wiederverzauberer

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"Die Maler der Seele": Das Rupertinum in Salzburg zeigt Werke des französischen Symbolismus, der Ausdruck einer Suche nach Sinn und Glauben war.

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"Die Maler der Seele": Das Rupertinum in Salzburg zeigt Werke des französischen Symbolismus, der Ausdruck einer Suche nach Sinn und Glauben war.

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Sie nannten sich "Die Maler der Seele". In der gleichnamigen Ausstellung präsentierten sich 1896 zahlreiche Künstler, die später als Symbolisten bezeichnet werden sollten, dem Pariser Publikum und sorgten für großes Aufsehen. "Die Maler der Seele" heißt auch die derzeitige Ausstellung des Salzburger Rupertinums, mit der das Museum das Thema Symbolismus fortsetzt, hatte es doch im Vorjahr unter dem Titel "Eros und Tod" die belgische Variante dieser Kunstrichtung beleuchtet. Die 120 gezeigten Werke der diesjährigen Ausstellung - Gemälde, Arbeiten auf Papier und Skulpturen - veranschaulichen den mystischen und philosophischen Ansatz der Symbolisten. Da es sich bei den meisten gezeigten um zweitrangige Werke handelt, eröffnet sich dem Betrachter mehr ein kulturhistorischer Einblick denn ein allzu oft oberflächlicher Kunstgenuß.

Der Symbolismus war die Antwort auf die Welt des ausgehenden 19. Jahrhunderts, in der Rationalität und Wissenschaften gerade den Siegeszug antraten: das Geheimnis des Lebens - von Darwin entzaubert. Das Mysterium der Seele - von Freud entschlüsselt. Die Symbolisten - zuerst die Literaten, dann die bildenden Künstler - erschufen eine Welt des Unerklärlichen und Wundersamen, eine Welt der Legenden und Mythen, sie wandten sich dem Unsichtbaren und Idealen sowie einer verklärten Vergangenheit zu. Sie waren davon überzeugt, dass das Sichtbare nur ein Bruchteil einer höheren Wirklichkeit sei und betrachteten die Kunst als etwas Heiliges. Die "Wiederherstellung des geheimen Bandes zwischen Mensch und Natur", so Jean-David Jumeau-Lafond im Ausstellungskatalog, war ihr erklärtes Ziel.

Zentrum dieser Bewegung in Paris war der "Salon de la Rose+Croix", der 1892 von dem schillernden Romancier und Okkultisten Josephin Peladan - eine Art esoterisch angehauchter Christoph Schlingensief des 19. Jahrhunderts - ins Leben gerufen worden war. Trotz herrschender Skepsis gehörten die alljährlichen Ausstellungen dieses Salons für fünf Jahre zu den wichtigsten Ereignissen des Pariser Künstlermilieus. "Wir sind gekommen, um uns zu amüsieren, aber wir können nur staunen", schrieb ein verblüffter Kritiker über den ersten "Salon de la Rose+Croix".

Die Namen der französischen (beziehungsweise in Frankreich gewirkt habenden) symbolistischen Künstler sind heute weitgehend vergessen - nicht ganz zu unrecht, wie man sich im Rupertinum überzeugen kann. Lediglich die Vorläufer der Bewegung, Puvis de Chavannes, Odilon Redon und vor allem Gustave Moreau haben sich einen Platz in der Kunstgeschichte gesichert. Moreaus Rückbesinnung auf Antike und Mittelalter sowie Puvis' Phantasiebilder wirkten wohltuend auf die Seelen der jungen Symbolisten, die einer "geistig verwaisten Generation" angehörten (Jumeau-Lafond) und nach einem Sinn und Glauben suchten.

Bis 3. September

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