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Es ist eine große Chance, die der neue für die Kultur verantwortliche Minister Josef Ostermayer ergriffen hat, als er gleich zu Beginn seiner Amtszeit ein Gutachten bestellte, um die Verantwortung des Direktors in dem unübersichtlichen Finanzskandal des Burgtheaters zu klären und den Rechnungshof einzuschalten. Ein Schritt, der nicht unösterreichischer sein könnte. Denn die betroffenen Herren - Direktor Matthias Hartmann und Holdingchef Georg Springer - ließen bisher nur Tätigkeit und Verantwortung der damaligen Finanzchefin prüfen, die eigene wohlweislich nicht. Springer hat zwar seine Mitverantwortung inzwischen eingestanden, Hartmann beteuert jedoch immer wieder, nur für die künstlerische Tätigkeit verantwortlich zu sein. Dass gegen die ehemalige Finanzchefin und inzwischen entlassene Vizedirektorin Silvia Stantejsky gerichtlich vorgegangen wird, mag zwar korrekt und richtig sein, sieht aber wieder einmal so aus, als suche man einen einzelnen Sündenbock, um es damit belassen zu können.

"Glücklich ist, wer vergisst" heißt bekanntlich eine unserer heimlichen Hymnen und sie trifft hier wie kaum eine andere zu. Prozesse dauern bei uns oft so lange, dass sich bei der Urteilsverkündung niemand mehr an Täter und Tatbestand erinnern kann. Dazu kommt noch die österreichische Eigenschaft, Dinge lieber im Unklaren zu lassen.

Niemandem wehzutun, es sich mit niemandem verscherzen, das ist die freundliche, ja diplomatische Art, die hierzulande gepflegt wird. Kämpfernaturen wird man nur selten finden und der Hang zur Harmonie steht jeder Revolution im Weg. Letztere findet meist nur in den genialen Köpfen unserer Dichter statt. Das Chaos ordnen, klare Zustände und eine Ordnung schaffen, ohne die weder Kunst noch sonst etwas möglich ist. Das hat sich der neue Kulturminister vorgenommen. Das ist wichtig und richtig zugleich.

Der Autor ist Kulturmoderator beim Privatsender ATV

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