Die große Kunst, sich selbst zu entwerfen

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Neue Bücher zum Thema Ideal und Schönheitsoperationen: Scharfe Analyse einer Körpersoziologin und informativer Ratgeber eines plastischen Chirurgen.

„Der Wunsch nach Körperveränderung wird dergestalt einerseits konstruiert. Andererseits ist er Bestandteil des modernisierten Lebens. Denn er bringt das Streben des Menschen nach Schaffung des Selbst und nach den Grenzen seiner Möglichkeiten zum Ausdruck.“

Mit dieser Analyse zeigt die Grazer Soziologin Waltraud Posch die zwei Seiten einer Medaille um den Körperkult auf: den Zwang auf der einen Seite, aber auch die Freiheit und Möglichkeit, sich zu gestalten. Mit ihrem neu erschienenen Buch „Projekt Körper. Wie der Kult um die Schönheit unser Leben prägt“ trifft die junge Soziologin, Erziehungs- und Medienwissenschaftlerin mit Schwerpunkt Körpersoziologie den Nerv der Zeit. Denn der Körper des Menschen ist längst mit der Frage nach Grenzen von Machbarkeit, Veränderbarkeit, aber auch von Selbstverantwortung, das Beste aus sich zu machen, konfrontiert. Genau diesen Fragen und den Ambivalenzen rund um das Thema „Körper-Handeln“ geht Posch auf den Grund und zieht einen aufschlussreichen Bogen durch die Soziologie des Körpers.

Ihr Resümee: „Am wirkungsvollsten jedoch sind jene Normen, die wir nicht mehr als Normen wahrnehmen, sondern als Mittel der Wahl, um das individuelle Wohlbefinden zu erhöhen. Die Schönheitsnorm zählt dazu.“

Praktisch Gegenstand des eben zitierten Buches und eine Einordnung hätte die Ratgeber-Serie zu schönheitschirurgischen Eingriffen von Edvin Turkof sein können. Der Wiener plastische Chirurg zeigt von Brustvergrößerung über Fettabsaugen bis Bauchdeckenstraffung die Möglichkeiten der plastischen Chirurgie auf (acht von 13 Bänden sind bereits erschienen). Die jeweiligen Operationsprozesse werden aufgezeigt, Vorher- und Nachherbilder sollen die Kunst bezeugen. Jeder Band wird mit einem Quasi-Interview eingeleitet, das sozusagen die „Häufig gestellten Fragen“ abhandelt. Man muss den Bänden zugestehen, dass es für mögliche Kunden und Kundinnen wichtige Information gut zusammenfasst und sich auch mit möglichen Risiken auseinandersetzt, dennoch ist es ein Ratgeber eines plastischen Chirurgen, der eben auch sein Geschäft machen will. Bei der Häufigkeit möglicher Komplikationen muss der Autor nach eigener Auskunft auf seine subjektive Erfahrungswerte zurückgreifen, da die Ergebnisse stark vom jeweiligen Operateur abhingen.

Dennoch wäre es für mögliche Kunden wichtig zu wissen, wie oft Komplikationen im Durchschnitt auftreten könnten. (bog)

Brust vergrößerung

Aus der Serie „Enzyklopaedia Aesthetica“. Von E. Turkof, E. Sonnleitner. Maudrich 2008, 120 S., brosch., e 19,90

Projekt Körper.

Wie der Kult um die Schönheit unser Leben prägt Von Waltraud Posch. Campus Verlag 2009, 261 S., brosch., e 24,90

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