#Die Hochschulpolitik ist beschämend#

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Seit 2005 ist Christoph Kratky Präsident des Wissenschaftsfonds FWF. Der gebürtige Steirer ist Professor für Physikalische Chemie an der Universität Graz und forscht im Bereich der Chemie und Biologie.

Die Furche: Die Universitäten haben massive Probleme. Ist die Unikrise zugleich eine Krise der Grundlagenforschung?

Christoph Kratky: Indirekt betreffen die Schwierigkeiten an den Universitäten natürlich den FWF, denn mehr als 80 Prozent unseres Fördervolumens gehen an die Unis. Deshalb beobachte ich die Entwicklung mit Bestürzung. Die österreichische Hochschulpolitik ist beschämend, anders kann man es nicht ausdrücken. Es geht um die Zukunft unseres Landes. Die jungen Leute, die heute Hörsäle besetzen, sind dieselben, die in ein paar Jahren als Doktoranden in FWF-Projekten arbeiten werden. Das grundsätzliche Problem ist, dass zu wenig Geld für den tertiären Sektor vorhanden ist.

Die Furche: Geht es wirklich nur ums Geld? Das würde den Umkehrschluss nahe legen, dass mit ausreichender Dotierung alles in Ordnung wäre.

Kratky: Das System hat auch einige inhärente Schwächen. Zum Beispiel ist die derzeitige Regelung des Hochschulzugangs sehr unbefriedigend. Aber mit mehr Geld könnte man vieles abfangen.

Die Furche: Der Rat für Forschung und Technologieentwicklung empfiehlt in einer #Strategie2020#, den FWF mit zusätzlichen Mitteln aus der Reserve des Universitätsbudgets des Wissenschaftsministeriums auszustatten. Ist das in ihrem Sinn?

Kratky: Das war nicht unsere Idee und ich möchte mich nicht in einen Konflikt mit den Rektoren um einen viel zu kleinen Topf drängen lassen. Wir sind nicht dafür da, den Unis etwas wegzunehmen, das wäre absurd. Beide Budgets sind viel zu klein.

Die Furche: 2008 betrug das Fördervolumen des FWF noch 176 Millionen Euro. Vergangenes Jahr waren es nur noch 147,6 Millionen. Was bedeutet das für die Grundlagenforschung?

Kratky: Wir haben von 2009 bis 2013 ein Budget von jährlich konstant 160 Millionen Euro zur Verfügung, das wir bedarfsabhängig intern umschichten. Damit ist kein Wachstum möglich und wir können weniger Projekte fördern. Unsere Genehmigungsquote liegt derzeit bei etwa 25 Prozent, Anfang des Jahrhunderts war sie doppelt so hoch.

Die Furche : Grundlagenforschung ist stets riskant und kaum mit objektiven Maßstäben messbar. Wie garantieren Sie die Qualität der geförderten Projekte?

Kratky: Wir wenden hier ein internationales Peer-Review-Verfahren an. Alle Projektanträge werden an mehrfach ausgewiesene Experten aus der jeweiligen Dsiziplin geschickt und von diesen in Form eines Gutachtens bewertet. In den Kuratoriumssitzungen vergleichen wir dann die Gutachten, nicht die Projekte. Wenn Menschen urteilen, gibt es immer ein subjektives Element, aber wir bemühen uns sehr um eine faire Lösung.

* Das Gespräch führte Raimund Lang

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