Die Hölle heißt Utzbach

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Thomas Bernhards "Theatermacher" am Salzburger Landestheater.

Am Notlicht im Zuschauerraum, das der Autor gelöscht, die Baupolizei aber nicht gelöscht wissen wollte, scheiterte "Der Ignorant und der Wahnsinnige" bei der Uraufführung 1972 bei den Salzburger Festspielen. "Für entscheidende fünf Minuten" wiederholt deshalb Thomas Bernhard seine Forderung im "Theatermacher", um den Feuerwehrhauptmann von Utzbach seiner Idee der totalen Finsternis gefügig zu machen. "Der Theatermacher" hatte nun am Salzburger Landestheater - der Stätte der Uraufführung bei den Festspielen 1985 - Premiere, ein Stück, das auch manches von Bernhards Biografie erkennen lässt. Ein ehemaliger Staatsschauspieler tingelt mit seiner selbstgestrickten Welttragödie über die Dörfer, der Familienbetrieb wird von Vater Bruscon tyrannisiert, der Tyrannei entzieht sich Frau Bruscon durch leichtere Krankheiten, der Sohn dadurch, dass er eher minderbegabt wirkt, und die Tochter durch ein hohes Maß an Gefügigkeit.

Man ist mit Bruscon bei einem Wirten in Utzbach zu Gast, in einem Saal, in dem hinten und vorn nichts zusammenpasst, um der Galaaufführung des Machwerks würdigen Rahmen zu bieten. Und in dem typischen Bernhardschen Räsonnieren kommen bei aller scheinbaren Selbsttäuschung letztlich immer wieder bittere Stücke gescheiterten Lebens und der eingeengten Existenz von einem Tag auf den anderen durch.

Der Monolog von Bruscon mag den einen langweilig erscheinen, den anderen aber eine Herausforderung für einen Schauspieler. Was für Utzbach als Quasie-Hölle gesagt wird, gelte für Salzburg, insinuiert das Programm und belegt dies mit Zitaten aus Thomas Bernhards "Ursache". Und so Unrecht hatte und hat der Autor nicht, der in der Stadt nie besonders beliebt war und sich einen Prozess mit dem ehemaligen Theaterintendanten Peter Stanchina einhandelte, weil er in der "Furche" 1955 die Spielplanpolitik kritisierte und nach zeitgenössischen Autoren rief.

Die Salzburger Aufführung lebt von der enormen Leistung Wolfgang Kraßnitzers als Bruscon, der in der Inszenierung von Kurt Josef Schildknecht die Höhen und Tiefen eines Schauspielerlebens und seines privaten Daseins ausleuchtet. Er wurde bei der Premiere entsprechend gefeiert.

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