Das Ende der "Harald Schmidt Show“ und Thomas Gottschalks schlechte Quoten lassen die gestandenen Herren des Showgeschäfts alt aussehen. Wird im deutschsprachigen Fernsehen Unterhaltung vor allem durch "Dschungelcamp“ & Co. bestritten?
Die langgedienten Herren der TV-Unterhaltung stecken in einer tiefen Krise. Seit Wochen wird darüber spekuliert, wie man Thomas Gottschalks Vorabend-Show noch retten könnte, weil die Quoten chronisch im Keller sind, also hat man beschlossen, es nochmal mit der Anwesenheit von Publikum im Studio zu versuchen. Bei Harald Schmidt hat selbst das Studiopublikum nichts mehr gebracht, der Sender Sat.1 kippte seine Harald Schmidt Show endgültig aus dem Programm. Am 3. Mai wird Schmidt - nur sechs Monate nach seiner Rückkehr zu Sat.1 - das letzte Mal Spaß im Nachtprogramm machen, und die Gründe für die Einstellung sind vielfältig:
Das Diktat der Marktanteile
Was für die Privaten zählt, sind allein die Marktanteile. Die dümpelten bei Schmidt stets um fünf Prozent. Die Erhöhung der wöchentlichen Frequenz auf drei Sendungen habe die Fangemeinde "leider nicht ausreichend erweitern können“, meinte Sat.1-Geschäftsführer Joachim Kosack. Und Schmidt selbst kommentierte seinen Abgang so: "Mit der Champions League ist hier auf Sat.1 im Mai Schluss. Was man hört: Die Spiele sollen gut gewesen sein, aber die Quoten waren nicht so doll.“
Hinzu kommt bei Schmidt noch die späte Sendezeit (23.15), die zeitgleiche Programmierung von Stefan Raabs TV total am Sat.1-Schwestersender ProSieben sowie die Möglichkeit, via Mediathek die Harald Schmidt Show auch am nächsten Tag online "nachzusehen“, was wertvolle Zuschauer bei der Quotenmessung kostet. Schneiden sich die Fernsehmacher mit all diesen selbstverur-sachten Gründen nicht ins eigene Fleisch?
Bei Gottschalk live ist die Problematik eine ähnliche: Die Zeit vor der Tagesschau am Vorabend gilt ARD-intern als "Todeszone“, und Gottschalk trat (bislang erfolglos) an, diese Zone neu zu beleben. Nachdem Sat.1 die Ikone Schmidt entlassen hat, könnte das der ARD auch bei Gottschalk leicht fallen. Gottschalk ist aber dermaßen zuversichtlich, seine Show zu retten, dass er jetzt eine Penthouse-Wohnung oberhalb des Studios in der Berliner Behrenstraße bezieht. Tatsächlich hat die Show nach anfänglichen Schwierigkeiten nun an Fahrt gewonnen. "Es macht ihm Spaß, es passieren keine Fehler mehr, die Sendung ist in einem guten Fluss“, sagt der neue Medienberater der Show, der Österreicher Markus Peichl. Allein die Zuschauer fehlen noch. Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gibt es aber keine längeren Schonfristen mehr als bei den Privaten. Das war einmal …
Schmidt und Gottschalk, sind sie also ein Auslaufmodell alter TV-Schule, die in Zeiten von Dschungelcamps und Superstars nur mehr ihre bröckelnde Fangemeinde hinter sich herschleift? Zumindest ihre Auftraggeber stellen das so dar. Und bringen sich durch die Absetzung der Shows mitunter um wertvolle TV-Unterhaltung. Dieses Prädikat kann bei Dschungelcamps wohl kaum Anwendung finden.