Die Krise wurzelt in den 1980er Jahren

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Die aktuelle Krise auf den Finanzmärkten kommt nicht aus heiterem Himmel. Mehr noch, der ehemalige WIFO-Chef Professor Helmut Kramer lässt die Meinung nicht gelten, dass man die Krise nicht hätte kommen sehen können. Die so genannte Blase, die sich aufgebläht hat, ist einmalig in ihrer Größenordnung und übersteigt um ein Vielfaches den Spekulationswert, der sich vor der großen Krise 1929 an der Wall Street auftürmte und dessen Abwertung schließlich am 24. Oktober desselben Jahres mit dem Namen "Schwarzer Donnerstag" als größter Börsencrash in die Geschichte einging.

Will man die aktuelle Krise verstehen und ihre Wurzeln finden, so muss man, laut WIFO-Ökonom Stephan Schulmeister, in die 1980er Jahre zurückgehen. Zu diesem Zeitpunkt stellte man das amerikanische Pensionssystem um und die private Pensionsvorsorge wurde zusehends wichtiger. "Man gab sich der Illusion hin, dass das Geld alleine auf den Aktienmärkten arbeiten soll", so Schulmeister. Die europäischen Länder zogen ebenfalls nach und gaben ihren Bürgern den Rat, privat über den Kapitalmarkt - sei es durch Wertpapier-Fonds oder Betriebspensionskassen - vorzusorgen. Somit wurden in den 1980er und 1990er Jahren große Summen in die Aktienmärkte gepumpt. Die Aktiengesellschaften hatten keinen Bedarf mehr, zusätzliche Mitte über das Begeben von neuen Aktien zu lukrieren. Somit stiegen die Kurse und eine Blase begann sich zu bilden. Als dann 2000 die Dotcom-Blase platzte, wurde in den USA mit einer lockeren Geldpolitik dafür gesorgt, dass das System nicht zusammenbrach.

Liquide Mittel flossen in den Immo-Sektor

Es blieben liquide Mittel in den Märkten und diese suchten wieder nach Anlagemöglichkeiten, die sie alsbald in den Immobilienwerten fanden. Dies führte dazu, dass die Konjunkturflaute - verstärkt durch den 11. September - stark gedämpft wurde und die Blase sich weiter aufblähen konnte, nun aber am Immobiliensektor. Dieses System der ständigen Höherbewertung krachte bekanntlich dann im Jahr 2007, als viele Hausbesitzer in den USA vor ihren an Wert verloren habenden Immobilien standen und ihre Kredite nicht mehr bedienen konnten. Vielen ging es so und der Immobilienmarkt brach ein. Mit den bekannten Folgen bis zum heutigen Tag. Danach kam noch die Rohstoff-Blase hinzu. Laut Schulmeister konnten noch einige Anleger Teile der Verluste aus der Immobilienblase durch die hohe Bewertung der Rohstoffe kompensieren. Aber auch dieses Spiel endete im Juli 2008. Das System kippte, als die Preise der Rohstoffe sanken. Grundsätzlich sind die freien Finanzmärkte das Spielsystem der vergangenen 30 Jahre, so Schulmeister, das immer wieder zur Blasenbildung führt. Und je stärker die Preise nach oben überschießen, desto stärker falle die Korrektur aus. Das aktuelle Problem sei, dass das System voll ausgereizt ist. (tom)

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