Sie waren steinig, beschwerlich und unübersichtlich, die Wege zum Ziel. Heute ist Leichtigkeit eingekehrt. Das Leben scheint zunehmend einfach und unkompliziert. Die Haltung, die so mancher ihm gegenüber einnimmt, könnte mit dem Wort #cool# umschrieben werden. Geht es doch darum, locker dem Erfolg entgegen zu joggen, sich dabei keine Anstrengung anmerken zu lassen und etwaige Ängste so gut es geht zu verbergen.
Die großen Fragen der Menschheit löst ohnehin keiner und Katastrophen werden heute nicht verhindert sondern verursacht. Der Tüchtige schaut auf sich selbst, die Welt erstreckt sich vom eigenen Doppelkinn bis zum vollgefressenen Bauch, manchmal bei guter Sicht sogar bis zur großen Zehe. Man ist mehr um sich besorgt als es einem gut tut. Das Wohl und Wachstum des eigenen Ich wird zur überschaubaren Welt.
Kein Himmel, keine Sehnsucht, die Unendlichkeit ist flöten gegangen. Alles dreht sich um eine oder einen # und das ist man immerzu selbst. Für diesbezügliche Vollbeschäftigung ist gesorgt. Man flirtet ungestört mit sich und lässt # wie man zu sagen pflegt # die Sau heraus. Der Gier nach Geld und Macht sind die Grenzen abhanden gekommen. Mann, Frau, Kind, Hund, Katze und Gefühl werden bedenkenlos geopfert, die Schwächeren zu Opfern der Stärkeren. Die Natur gerät aus dem Ruder, aber noch gibt es eine Galgenfrist, um Sicherheitsbestimmungen von Neuem zu hintergehen. Erst wenn#s aus wird sein, zuvor gibt es kein Innehalten. Die es anders wollen, müssen sich beeilen ihre Gegenwelten jenseits der Systeme aufzubauen; denn die machen weiter bis zuletzt.
#The Winner is# # seine Züge sind verwaschen, seine Augen gebrochen. Ein junger Mensch, ohne Power. Es ist ziemlich egal, ob er in der Kurve ohne Sicht überholt oder auf der Autobahn als Geisterfahrer dahinrast. Wer heute stirbt, ist mitunter schon seit Jahrzehnten tot. Die Opfer der Leichtigkeit sind für die Leichenträger ganz schön schwer.
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