„Die Liebe soll triumphieren“

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Im Großen Festspielhaus präsentierten Riccardo Muti und Dieter Dorn erfolgreich ihre einfühlsame Deutung von Glucks „Orfeo ed Euridice“. Dabei wurde auf junge Stimmen gesetzt: Elisabeth Kulman stellte die Stimmungslagen des Orfeo prägnant dar, Genia Kühmeier stattete Euridice mit entsprechender Persönlichkeit aus, Christiane Karg überzeugte als Amore.

Nirgendwo präsentiert sich der Satz: „Die Liebe geht oft verworrene Wege“ besser als in Glucks „Orfeo“. Bis der Chor im Finale singen kann „Die Liebe soll triumphieren und die ganze Welt der Macht der Schönheit dienen“, muss Orfeo erleben, dass er seine Euridice zweimal durch Tod verliert, ehe sie sich dank Hilfe der Götter erneut zu einem glücklichen Paar vereinen können.

Zahlreich sind die Interpretationen des Orfeo-Stoffs. Zu den frühesten und eindringlichsten zählt Glucks in zwei Versionen – einer frühen Wiener und einer späteren Pariser Fassung – vorliegende Oper „Orfeo ed Euridice“. Damit hat er Operngeschichte geschrieben und sich als Opernreformator profiliert. Anstelle der üblichen verwirrenden Intrigen ließ er sich von seinem Librettisten Raniero de’ Calzabigi eine auf Klarheit und bloß drei Personen konzentrierte Handlung schreiben, lockerte die zum Schema erstarrte Abfolge von Rezitativ und (Dacapo-)Arie auf, setzte statt dessen auf Einfachheit und unmittelbare Emotion.

Langjährige Beschäftigung

Salzburgs „Orfeo“-Tradition hat Bruno Walter in den 1930er-Jahren begründet. Später wurde sie von Karajan, Krips, Gardiner fortgeführt. Mutis Auseinandersetzung mit Glucks Oper, und zwar in der ohne ornamentale Ausschmückung auskommenden Wiener Fassung, reicht bis in die 1970er-Jahre zurück, wo er sie beim Maggio Musicale Fiorentino realisierte. Später brachte er diesen Gluck an die Scala und spielte ihn mit den damals jungen Sängerinnen Baltsa (Orfeo), Marshall (Euridice) und Gruberová (Amore) für Platte ein.

Auch in Salzburg setzte er mit Erfolg auf junge Stimmen. Elisabeth Kulman, die damit ihr Festspieldebüt feierte, wusste mit ihrem differenziert geführten Alt die unterschiedlichen Stimmungslagen des Orfeo prägnant darzustellen, Genia Kühmeier die oft von hilfloser Naivität erfüllte Euridice mit der entsprechenden Persönlichkeit auszustatten. Die gleichfalls vokal untadelige Christiane Karg präsentiert sich ebenso überzeugend in der Rolle des als Deus ex machina agierenden Amore.

Betonte Melancholie

Riccardo Muti an der Spitze der mit klanglicher Raffinesse aufwartenden Wiener Philharmoniker und der gut einstudierten Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor setzte auf ausführliche Tempi, betonte die melancholischen Züge des Werks, hob damit die nachdenklichen Züge der Partitur beeindruckend hervor.

Auch Dieter Dorns Inszenierung sorgte für eine gehaltvolle, geradlinige Erzählung der Geschichte. Unterstützt durch eine ausgeklügelte Lichtregie (Tobias Löffler) und die auf klare Konturen zielende Bühnenarchitektur Jürgen Roses – im Wesentlichen eine sich nach hinten verjüngende schiefe Ebene, die wechselweise offen ist oder von einem Bogen, der Raum für Türen gibt, abgeschlossen wird – wurden die gravierenden Unterschiede von Unterwelt und Elysium deutlich.

Zur Ballettmusik des Schlussbilds demonstrierte Dorn durch die Einbindung einer sich in einige Paare auflösenden Bewegungsgruppe zudem, dass Beziehungsprobleme bis heute aktuell geblieben sind. Folgerichtig ließ er die Protagonisten stets in Alltagskleidung auftreten.

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