Werbung
Werbung
Werbung

Mit Charles Gounods "Roméo et Juliette" gelang dem Tiroler Landestheater erneut eine beeindruckende Musiktheaterproduktion.

Das Tiroler Landestheater unter der Intendanz von Brigitte Fassbaender geht in die Schlussphase einer höchst erfolgreichen Saison. Es gab dutzende ausverkaufte Vorstellungen, insgesamt setzte die Tiroler Theater- und Orchester GmbH heuer wieder rund 200.000 Karten ab. Im Großen Haus beträgt die Auslastung 80 Prozent, in den Kammerspielen über 90 Prozent.

Allerdings hat Anfang Juni die EURO-Fanzone auf dem Theatervorplatz den Kartenverkauf schlagartig gestoppt. Das inzwischen überregional renommierte Haus ist dafür bekannt, nach den Premieren auch alle Vorstellungen auf höchstmöglichem Niveau zu halten.

Mit Charles Gounods "Roméo et Juliette" in französischer Sprache gelang nun erneut eine große Produktion. Sie wird auch in der Saison 2008/09 zu sehen sein. Regisseur Roland Schwab nähert sich Shakespeare auf dessen subtiler Gefühlsebene, mit der melodienseligen, tief lyrischen Musik Gounods als Vehikel. Dass der junge Montague ein Melancholiker ist, der "künstlich Nacht um sich herum schafft" und in Juliette Capulet auf eine Gleichgesinnte trifft, bildet den Subtext dieser Inszenierung: In den Fallen des gemeinsamen Untergangs sind die jungen Leute süchtig in ihrer Liebe zum Tode. Den Weg dorthin säumen Träume.

Ein Schleiervorhang vor der Szene und die dominierende Lichtregie von Johann Kleinheinz tauchen das Stück in die Nacht. Vorsichtig tastet Roméo diesen Schleier zur Realität ab, den sein Naturell nicht aufzulösen vermag. Auch Juliette, fremd unter den Menschen, ist selig über den Gleichgesinnten, der ihre tänzerisch aufgelösten Hyperästhetizismen anbetet. Ein riesiger Bogen in der Bühnenmitte schafft die dritte Ebene. Dahinter liegt der metaphysische Raum, in dem die Seele bloßliegt und sich die ersehnte Auflösung im Liebestod ereignet.

Die Musik, von Dirigent Aleksandar Markovic und dem Tiroler Symphonieorchester Innsbruck mit Zugriff und Zartheit verströmt, wird von Schwab höchst fragil visualisiert: Durch Karin Fritz' tiefsinnige, wunderbare Bühnenbilder ziehen in Folien und Masken unkenntliche Musiker mit ihren Instrumenten als zerbrechliche Nachtschemen.

Der Roméo des Aldo di Toro ist stimmlich von singulärer Qualität, so tenoral lyrisch, verträumt und jugendlich strahlend, wie diese Figur gehört und kaum je gelingt. Christine Buffle opfert sich mit Leib und Seele der Juliette, mit strahlenden Passagen und Respekt vor den eigenen Grenzen, die sie mitunter hören lässt. Frère Laurent (Michael Dries) windet sich nächtens in eine Dornenkrone, Lysianne Tremblay hat als Stéphano einen fabelhaften, Gérard Kim als Mercutio einen markanten Auftritt.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung