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Der Grundplot scheint bekannt: Spätestens seit dem 1997er-Erfolg "Ganz oder gar nicht", wo sich die ganz und gar nicht ebenmäßigen Körper der Arbeitslosen der nordenglischen Stadt Sheffield als Stripper betätigen, ist die Idee, dass man zur Rettung der Welt/der Gemeinschaft oder ganz banal: des Überlebens Hüllen fallen lässt, eine filmreife Sache.

Nun spielt der französische Regisseur Philippe Le Guay ein derartiges Szenario in einem Kaff in der Normandie durch: Auch im beschaulichen Mêle-sur-Sarthe bedrohen die großen wirtschaftlichen Entwicklungen das Dorf und die wackeren Landwirte. Bürgermeister Georges Balbuzard (François Cluzet) müht sich seit Jahr und Tag, seiner schrumpfenden Gemeinde den Lebensmut zu erhalten und den Großkopferten im fernen Paris klarzumachen, welches menschliche und soziale Elend hier heraufdräut.

Ein Mittel dazu sind Straßenblockaden, die den Verkehr auf den großen Straßen rund um Mêle-sur-Sarthe gen Paris verhindern. Als auch der New Yorker Fotokünstler Blake Newman (grandios Toby Jones) in den "Genuss" dieser Blockade kommt, tut sich eine Möglichkeit auf, die Welt ob der sterbenden Normandie aufzurütteln. Denn Newman, dessen Markenzeichen Landschafts- und Stadtfotografien mit darin drappierten Nackten sind, hat eine Wiese in Mêle-sur-Sarthe ausgemacht, die perfekt zu seinen künstlerischen Vorlieben passt. Nur müsste sich halt das ganze Dorf hüllenlos und nach genauen Anweisungen des Bildkompositeurs dort aufstellen.

Bürgermeister versus Sturschädel

Der Bürgermeister wittert die Chance für das Dorf, doch seine Schäfchen, die er zu überzeugen sucht, sind entweder gar nicht begeistert oder haben zum vereinbarten Termin der kollektiven Akt-Studie irgendetwas Besseres zu tun. Und Sturschädeln sind sie alle außerdem.

All dies wären Ingredienzien für eine veritable Tragikomödie rund um die Unwirtlichkeiten bäuerlicher Existenz angesichts der Agrarkonkurrenz von Deutschland bis zu den Weiten des globalen Handels. Das Problem dabei ist, dass Regisseur Le Guay den geschilderten sozialen Konflikt als Ausgangspunkt seiner Geschichte nimmt, aber dann wenig in die Tiefe geht. Auf der anderen Seite nimmt er die Dorfbewohner liebevoll aufs Korn und zeigt schon, dass auch mitten in einer existenziellen Auseinandersetzung, im hehren Kampf ums nackte Dasein, es dann doch eine Rolle spielt, dass man den Nachbarn nicht ausstehen kann und ihn vielleicht schon seit Generationen ums Haxl haut.

Eine Komödie stellt dieses sich (nicht) ausziehende Dorf schon dar. Auch wenn man den letzten Schliff zu nachhaltiger Gesellschaftskritik vermissen mag.

Ein Dorf zieht blank (Normandie nue) F 2017. Regie: Philippe Le Guay. Mit François Cluzet, Toby Jones. Filmladen. 105 Min.

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