Die offenen Tore der Wissenschaft

Werbung
Werbung
Werbung

Simple Sachverhalte lassen sich oft formelhaft beschreiben, zum Beispiel: "Wer zahlt, schafft an". Es ist auch dieser Sachverhalt, auf den sich heute die "Open-Access"-Bewegung im Wissenschaftsbereich beruft. Denn es sind großteils die Steuerzahler, die Forschung finanzieren - warum sollte ihnen der geistige Ertrag der Forschung vorenthalten werden?

Studienergebnisse waren früher nur in kostenpflichtigen Zeitschriften zu finden, die nur vor Ort über Uni-Bibliotheken zugänglich waren. Das "Print-Modell" aus dem 20. Jahrhundert erscheint heute überholt. Aber auch der Online-Zugriff ist noch oft mit einer Zahlungsaufforderung verbunden. "Open Access" verspricht nun per Mausklick den freien Zugang zu wissenschaftlichen Ergebnissen. Weltweit gibt es bereits mehr als 10.000 "Open Access"-Journale, und internationale Organisationen wie die Weltbank betreiben "Open Data"-Archive, die die Überprüfung und weitere Verwertung der Daten möglich machen. "So wie man heute in Wikipedia zu fast jedem Stichwort Informationen findet, sollten im Internet Studien aus allen Wissensbereichen im Volltext verfügbar sein", erläutert Guido Blechl von der Uni-Bibliothek Wien die Vision hinter "Open Access".

Änderung der Geschäftsmodelle

Der weltweite Output der wissenschaftlichen Gemeinschaft soll so unbeschränkt greifbar sein. Laut Schätzungen ist dies bisher erst bei rund 30 Prozent aller Studiendaten der Fall. Ein Vorreiter ist die US-Medizindatenbank "PubMed", die jährlich um rund 500.000 Dokumente wächst: Die Kurzfassungen der wichtigen Studien aus allen Bereichen der Medizin sind hier online zugänglich. So kann man erfahren, welche neuen Therapien bereits erforscht sind -die Einschätzung und Bewertung der Studiendaten freilich bleibt den Experten vorbehalten.

Ist die Entwicklung in Richtung "Open Access" noch aufzuhalten? "Der Zug ist eigentlich abgefahren", sagt Blechl. "Die EU mit ihrem aktuellen Förderprogramm 'Horizon 2020' sowie alle namhaften Forschungsförderer treiben diese Bewegung voran, etwa die Deutsche Forschungsgemeinschaft oder in Österreich der FWF." In den USA hat die Bill &Melinda Gates-Stiftung Ende letzten Jahres die bisher strengsten Vorgaben für "Open Access" verlautbart. Bleibt nur die Frage, wie schnell man die Umstellung erreichen kann. Nicht zuletzt geht es um eine Änderung der Geschäftsmodelle für die Verlage: Wurden diese bisher vor allem über die Abos der Bibliotheken bezahlt, soll "Open Access" über Gebühren finanziert werden, die vom Autor oder dessen Institution zu entrichten sind. "Die Verlage etwa befürchten beim neuen Modell weniger Einnahmen; der Prozess könnte also noch länger dauern", resümiert Blechl.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung