Die Pracht einer Ära

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"Klimt und die Ringstraße" im Unteren Belvedere erinnert mit vielseitigen Ausstellungsstücken an die Eröffnung derselben vor 150 Jahren sowie an große Künstler und Mäzene dieser Zeit.

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"Klimt und die Ringstraße" im Unteren Belvedere erinnert mit vielseitigen Ausstellungsstücken an die Eröffnung derselben vor 150 Jahren sowie an große Künstler und Mäzene dieser Zeit.

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Glanzvoll war der Lebensstil der Ringstraßenära. Als der Prachtboulevard vor 150 Jahren eröffnet wurde, war er nicht nur ein Zeichen für das Selbstbewusstsein des Bürgertums, er hatte den wichtigen Künstlern der Zeit auch mannigfach Entfaltungsmöglichkeiten geboten. Beides wird in der Ausstellung "Klimt und die Ringstraße" vielseitig beleuchtet. Man widmet sich der Ausstattung höfischer Projekte wie Burgtheater, Kunsthistorisches und Naturhistorisches Museum ebenso wie jener prachtvoller privater Palais; auch einige wichtige Mäzene werden vorgestellt.

Wer konnte, leistete sich ein Ringstraßen-Palais und ließ dieses von bedeutenden Künstlern gestalten. Hans Makart war mit seiner barocken Formensprache und seiner intensiven Farbgebung der Mann der Stunde, später auch Gustav Klimt mit seiner Künstler-Companie. Klimts Entwurf für das Deckengemälde im Burgtheater ist zu sehen. Ein ebensolcher für "Die Musik" für das Palais Dumba, Eduard Bitterlichs Kartons für das Palais Epstein und Makarts Gemälde für Nikolaus Dumbas Arbeitszimmer beeindrucken genauso wie das monumentale Gemälde "Theologie" von Franz Matsch, das in Zentimeterarbeit aus dem Fakultätssaal der Theologie der Universität Wien herausgebracht wurde.

Bauherren, Mäzene, Saloniére

"Wir wollten Zugänge herstellen, mit denen sich die Besucher identifizieren können", sagt Kurator Alexander Klee beim Rundgang mit der FURCHE, der teils den Eindruck hinterlässt, man habe sich zu viele verschiedene Themen vorgenommen. Empfangen wird der Besucher vom Raum zum Parlament, in dem sich ein Tintenfass befindet, das als Vorbild für die Pallas Athene dient. Klee wurde auch am Dachboden des Hohen Hauses fündig, wo Entwürfe von Theophil Hansen für den Dachschmuck lagen. Gipse, nach denen Figuren gefertigt wurden, sind ebenso zu sehen wie eine Reduktion der Quadriga.

Der nächste Raum ist den Salonièren gewidmet, den Ehefrauen reicher Bürger, die in ihre Salons luden. Es gehörte zum guten Ton sich von wichtigen Malern abbilden zu lassen. Unter den Damen findet sich die Ehefrau des ersten von drei großen Förderern jener Zeit, die vorgestellt werden. Anton Oelzelts hatte sich vom Maurer zum wohlhabenden Baumeister hochgearbeitet. "Oelzelt ist einer, der das Bild der Ringstraße maßgeblich geprägt hat, von dem man aber nichts mehr weiß", so Klee. Auch Friedrich von Leitenberger, Leiter einer Textilfirma europäischen Ranges, wird samt wichtigen Werken seiner Kunstsammlung präsentiert, ebenso Nikolaus Dumba, der finanzielle Mittel für den Bau des Musikvereins und des Künstlerhauses auftrieb und spendete und "ohne den beim Bau der Ringstraße gar nichts ging", so Klee. Aus seinem reich ausgestatten Palais kann man einige Werke sehen, darunter Entwürfe Klimts. Alle drei waren als Auftraggeber und Bauherren wichtig, aber auch als Mäzene und Kunstsammler.

Wie sehr sich jene Werke, die das Bürgertum in Auftrag gab, von jenen des Hofes unterschieden, führt die Schau ebenfalls vor. "Es ist faszinierend, wie bei den Bürgern Buntheit, Pracht und Fülle beliebt war, während man bei Hof auf weiß, gold und rot setzte. Vor allem Makarts Werke entstanden aus der Farbe heraus", sagt Klee, dem es auch ein großes Anliegen war, mit der Ausstellung eine Lanze für den Historismus zu brechen. "Der pluralistische Ansatz des Historismus bot enorme Entwicklungsmöglichkeiten und schuf die Grundlage für viele Kunstrichtungen des 20. Jahrhunderts. Wir wollen weg von der negativen Deutung des Stil-Diebstahls - denn die Fülle an Stilen war auch eine Fülle an Anregungen und die Künstler hatten keine Hemmungen Verschiedenstes zu kombinieren", beschreibt er.

Facettenreich und vielfältig

Vieles wurde für diese Schau auf Dachböden oder in Kellern ausgegraben und restauriert, darunter die Gipse für die Fensterabschlüsse des Burgtheaters - man kann sehen, dass selbst im Detail und hoch oben mit großem Kunstverstand gearbeitet wurde.

Ob ein Prototyp für eine Wandverkleidung der Möbelfabrik Bernhard Ludwig, ob ein aufwändiger Ziegenbock-Tafelaufsatz, ob der Thonet Stuhl Nummer 14, ob Porzellan aus dem Besitz der Bürgerfamilien - diese Ausstellung möchte viele Facetten aufzeigen. Um sich auf alle einlassen zu können, sollte man viel Zeit einplanen, ansonsten besteht die Gefahr eines Aus-jedem-Dorf-ein-Hund-Eindrucks.

Klimt und die Ringstraße

bis 11. Oktober, Unteres Belvedere

täglich 10-18 Uhr, Mi bis 21 Uhr

www.belvedere.at

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